Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beiträge zu Spielrunden aus dem ersten Trimester 2015

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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

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Hangar 1 in Bonn

Am Flughafen erhielt ihr Auftraggeber Tetsuo einen Anruf. Danach offerierte er dem Team zwei Vorschläge, wo der erbeutete gelbe Schulbus des vermissten Rappers Tommy Blank untersucht werden könnte. In einem abgeschirmten Hangar auf einem stillgelegten Bundeswehrgelände bei Bonn. Oder in einer abgeschirmten Lagerhalle hier in Hamburg. Sie überlegten. Hamburg war praktisch, weil sie hier ihre Assets hatten. Aber der Bus war heikel, es konnte noch eine weitere Bombe vorhanden sein. Das Suchritual nach Sbobotny und Blank verschoben sie, da kam es auf nicht auf eine Woche an. So entschieden sie sich für das abgeschiedene Bonn.

In die Antonov-VTOL-Lastmaschine manövrierten die Gnome nun zwei Wohncontainer und Ausrüstung für eine gute Woche. Auch packten die Gnome zwei Sentry-Stationen und und zwei Stahlluchs-Drohnen, songeannte PIWI’s dazu für die Perimeter-Verteidigung. Nur wenige Stunden später am Nachmittag wurde alles auf dem verlassenen, aber intakten Gelände ausgeladen. Bork und DschiDschi kümmerten sich um die Sicherung des Hangars und des Geländes, Axel half mit Rat und Tat, während Jessy sich um die schweren Waffen kümmerte. K-Owl, Erlkönig und Munin übernahmen die astrale Sicherung. Bis auf vereinzelte Rehe befand sich nichts Nennenswertes auf dem weitläufigen Gelände. Hier trainierte wohl einmal im Jahr die MET2000. Ein kurzer Check ergab, dass sie keinen Liebesgruß hinterlassen hatten. Zur Sicherheit verfrachteten sie sowohl ihr Untersuchungsobjekt, den Bus, als auch die beiden Wohncontainer in den Schutz von Hangar 1. Nach außen sollte das Gelände möglichst unbewohnt aussehen.

Das Bundeswehrgelände bestand aus einer nicht allzulangen Rollbahn, an deren Seiten sich Wartungs-Kriechgänge befanden für die Reparatur der Lichtanlagen. Angeflanscht waren hier auch Helikopter-Landeplätze. Auf der anderen Seite befanden sich zwei größere Hangars, die durch eine Verbindungstür gekoppelt waren. Dahinter befand sich der alles überragende Tower und eine etwas verrostete Feuerwache. Die Löschfahrzeuge darin konnte man mit wenig Aufwand vielleicht noch flott bekommen, befand DschiDschi und machte sich gleich ans Werk. Auf dem Tower installierte Bork hingegen einige Kameras und setzte mit Axel und DschiDschi die Sentrys und Stahlluchse taktisch verteilt ins Gelände. Interessant war hier das südliche Areal, wo einige Kampf- und Transport-Helikopter aus dem letzten Jahrhundert vor sich hin vegetierten. Eventuell waren auch diese noch brauchbar, damals hatte man eher langlebige Produkte hergestellt. Die Luchse wuselten bald über das Gelände und fanden glatte 300 Tierformen, wie die recht gute KI sehr bered dem neugierigen Bork mitteilte. Der Hacker und die PIWI’s hatten bald einen guten Draht zu einander. Die Sentrys hingegen beließ er lieber auf Automatik und hatte einem jeden vom Team mit Transponder bestückt, zur Sicherheit vor möglichen Zwischenfällen.

Erlkönig beschwor einen Geist des Menschen zum Schutz des Gebäudes, vor allem vor Unfällen. So wollte er die Untersuchung des gelben Schulbusses im Hangar ein wenig abschirmen. Munin entschied sich für einen Geist, der das Gebäude und alle Patrouillen ein wenig verschleierten. K-Owl hatte ihre Elementar-Armee griffbereit, spendierte aber einem beschworenen Watcher doch einiges an Ritualmaterial, um sich dessen Dienste gleich für vier Tage zu sichern. Alle Nase lang, etwa zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang einen neuen Geist zu beschwören, wie die Herren Hexer, das war ihr einfach zu anstrengend.

Die magische Schusswaffe

Während der Rest des Teams sicherte, untersuchte Erlkönig den Bus und auch die gefundene Waffe des Bodyguards Sbobotny, übrigens eine etwas exaltierte Colt Manhunter, hin auf Spuren von Magie. Der Bus war magisch neutral, keine sonderlichen Spitzen. Mit der Waffe verhielt es sich anders. Lag sie nur so herum, war sie völlig unauffällig. Das änderte sich, als Erlkönig sie in die Hand nahm, um sie sich genauer anzuschauen. Auf einmal hatte sie eine eigene Aura.

K-Owl übernahm und begann ihre Analyse hin auf betroffene Zaubersprüche. Tatsächlich waren einige Zauber in die Waffe gequickt. Wie, gequickt? Das ging doch nur auf lebende Personen. Oder aber, es handelte sich um einen Fokus, einen Zauberspeicher, und dann hatte da Orichalkum zu sein. Für beides war hier augenscheinlich Fehlanzeige.

Sie fand den Zauber „Detect Life“. Dieser gab auf die gesamte Schussreichweite von gut sechzig Meter alle Lebensformen mit genauer Position an. Erlkönig nahm die Waffe in die Hand, so als ob er abdrücken würde, und nickte. Er „sah“ nun alle, auch die Rehe direkt hinter dem Hangar.

Und da war noch der Zauber „Enhance“, der die verschossene Kugel beim Abschuss noch verbesserte. Sie vermutete hier eine Beschleunigung. DschiDschi beschaute sich eine Patrone genauer und verzog das Gesicht – ein DumDum-Geschoss von der übelsten Sorte. Vorne war die Kugel noch angeritzt, um auch garantiert im Ziel zu zersplittern. Eine wahre Bastard-Munition. Erlkönig schnupperte an der Patrone. Da war nichts, oder doch, es gluckerte ganz leise innen. Sie war mit einer Flüssigkeit gefüllt. Ein Labor hatten sie nicht zur Hand, aber Bork entsann sich seiner neuen Freunde. So rief er rasch einen PIWI dazu, der eine chemische Analyse durchführte – es war weißer Phosphor.

Es gab noch einen weiteren Spruch, einen Übertragungsspruch, der Energie in die Waffe führte. Vermutlich, um diese anderen Zauber erst zu aktivieren. Es war ein ihnen völlig unbekannter Zauber, was die Magier um so neugieriger machte. Sie philosophierten und diskutierten eine Weile hin und her. Da war etwas mit Wahrnehmung und auch Manipulation. Die Waffe wechselte die Hände, und das brachte die astral wahrnehmenden Zauberer auf die richtige Idee. Der Zauber leitete Energie aus dem emotionalen Zustand des Waffenführenden ab und lud so die Waffe auf. Je aggressiver der Schütze war, desto mehr Wumms hatte die Waffe. Während Erlkönig eher nüchtern war, und die Waffe kaum magisch, leuchtete sie beim angespannten Munin viel stärker. Auch er sah nun allerhand Getier, darunter auch so einige Ratten in einer Ecke des Hangars.

Nach Vorwarnung gab Munin nun einen kontrollierten Schuss ab, gespannt beobachtet vom Rest des Teams. Es tat einen gehörigen Bumms und staubte gut im in den Lagerpaletten. Astral konnte man beobachten, wie aus der Waffe ein Energieblitz kam. Als Munin weiter schoss, bemerkte er auch eine gewisse Müdigkeit, wie beim Entzug durch Zaubersprüche. Sie stutzten und grübelten. So eine Waffe, das durfte es gar nicht geben. Es widersprach allem, was sie an der Universität gelernt hatten.
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Bundeswehrgelände bei Bonn
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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Der Geist in der Waffe

Sie betrachteten sich die Waffe nun noch einmal genauer. Jessy checkte, ja, es war eine Colt Manhunter. Recht hübsch die eingravierte Frau auf dem langen Lauf. Erlkönig, immer an Geschichten und Legenden interessiert, sah hier eine Prinzessin, wie sie in den irischen Legenden dargestellt wurde. Wobei die Kleidung und auch das angedeutete Gesicht eher einer Weißen Frau entsprach. Dies waren Gruselgestalten, die meist an ein Haus gebunden waren. Aber an eine Waffe?

Erlkönig massierte sich die Hände, legte dann sachte eine Hand auf den Lauf der Waffe und versuchte mit einem etwaig vorhandenen Hausgeist, Herdgeist, Kontakt aufzunehmen. Es wurde schon Abend. Von irgendwo im riesigen Hangar pfiff ein kalter Luftzug. Bork sah mit Befremden, wie sich auf dem nahe stehenden gelben Schulbus Raureif bildete.

Der Schemen einer weiß gekleideten Frau erschien. Und sie war fuchtig drauf. Viel zu lange war sie hier schon nutzlos eingesperrt. Nun wollte sie jemanden leiden sehen. Das war ihr innigster Wunsch. Erlkönig parlierte mit ihr höflich und suchte sie zu vertrösten.

Als geborene Irin aus Tir na n’Og wusste auch K-Owl um die alten Legenden. Die weiße Frau war mit einem Fluch an ein Haus gebunden worden. Um sie zu befreien, musste der Verursacher sterben oder wenigstens sein Grab geschändet werden mit der Zermalmung der Knochen und einem ordentlichen Einsalzen, auf dass da nie wieder etwas wuchs. Bereitwillig gab die weiße Frau Auskunft über den schon lange Verflossenen. Bereits im Jahre 1847 wurde sie an ein Haus gebunden. Das Grab ließe sich dann wohl finden. Lange Jahre später dann wurde sie in die Waffe gebannt. Sie und der Zauberer hatten sich gut arrangiert. Denn er sorgte mit seinen Schüssen dafür, dass sie immer wieder ihre Rache ausleben konnte.

Erlkönig fragte: „Wer?“
Die weiße Frau antwortete: „Der Tod ist mein Freund!“ – aus „Aufstieg und Fall“

K-Owl vermutete, dass es sich bei dem Zauberer um einen Voodoo-Priester handeln mochte, eine Art Totenpriester. Er musste sich mit dem Verzaubern von Gegenständen auskennen, und er hatte eine schamanische Macht, sonst hätte er nicht diesen Hausgeist, diese Weiße Frau, sprechen können. Aus den Worten der Weißen Frau kam heraus, dass es der Ork war. Es war der Bodyguard, Bernd Sbobotny, der Tscheche. Er hatte sie in die Colt Manhunter gebunden, und er war weit mächtiger als sie.

Munin hakte nun interessiert nach. Was war denn nur in der Ukraine passiert? Und sie erzählte, dass an diesem Rastplatz Tommy Blank ihr einen Kuss habe geben wollen. Und sie sagte – „Nein!“ Denn noch lieber als das Töten war ihr das Quälen der Leute, so dass sie ihre Rachegelüste ausleben konnte. Vorher hatte Tommy ihr ein Lied gesungen, es war ein Abschiedslied. Er war am Ende gewesen – „ein Arsch mit Ohren“.

Segen und Fluch

Ich hab vom Leben genug, es war mir Segen und Fluch. Zwar hat nicht jeder den Mut zu enden, was er erschuf, aber mal ehrlich, doch nur, weil ich es nicht gerne tu, geht es nicht mehr wie bisher, denn das war eh nur Betrug.

Ich weiß nicht mal, wer ich bin und damit noch nicht genug, ich hab zum eigenen Fleisch und Blut keinen Bezug, und manchmal mach ich mir Mut, aber es macht keinen Sinn, das hier wird nie wieder gut, nein, das kriegt keiner mehr hin.

Ich bin am Ende, das war´s, ich hab alles verloren bin in der Klemme, am Arsch, über beide Ohren. Denn wird aus meinem Shit Dünger und was Neues geboren, dann doch bestimmt nur n jüngerer Arsch mit Ohren.

Ich steck in der Klemme, das war´s, ich hab alles verloren. ich bin am Ende, der Arsch, über beide Ohren. Denn wird aus diesem Shit Dünger etwas Neues geboren, dann doch bestimmt nur n jüngerer Arsch mit Ohren.

Meine edle Prinzessin aus Stahl liegt kalt in meiner Hand, seit einer Ewigkeit sitz ich nun hier und starre sie an, ich müsste bloß den Finger krümmen, dann gäb sie mir den erlösenden Kuss, ein Gemälde in Rot hinter mir an der Wand und endlich wär Schluss.

Es ist alles kaputt, liegt in Asche und Schutt mein Leben in Trümmern, obs jemanden kümmert, na und denn selbst wenns so wär, jetzt ist es längst zu spät. Ich kenn mich selbst schon nicht mehr und zieh mich aus dem Verkehr, auf dass es jeder erfährt, was ist das Leben schon wert solang man sich daran klammert, was all die andern empfehlen die Nacht ist um, euer Stern ist untergegangen, denn es war einfacher zu sterben als von Null anzufangen.

Ich bin am Ende, das war´s, ich hab alles verloren, bin in der Klemme, am Arsch, über beide Ohren. Denn wird aus meinem Shit Dünger und was Neues geboren, dann doch bestimmt nur n jüngerer Arsch mit Ohren.

Ich steck in der Klemme, das war´s, ich hab alles verloren, ich bin am Ende, der Arsch, über beide Ohren. Denn wird aus diesem Shit Dünger etwas Neues geboren, dann doch bestimmt nur n jüngerer Arsch mit Ohren.

Meine edle Prinzessin aus Stahl liegt kalt in meiner Hand, seit einer Ewigkeit sitz ich nun hier und starre sie an, ich müsste bloß den Finger krümmen, dann gäb sie mir den erlösenden Kuss, ein Gemälde in Rot hinter mir an der Wand und endlich wär Schluss.

Und alles, was ich loslasse, blüht auf, und alles, was ich anfasse, verwelkt. Scheinbar liegt ein Fluch auf mir, ich bin ein Fremdkörper hier, ein Splitter in der Haut der Welt.

Sie waren still und fühlten weiter den kalten Luftzug und die aufgestellten Nackenhaare, wie die Weiße Frau dieses Lied sang. Es war einfühlsam, depressiv. Wie musste Tommy Blank hier gelitten haben? Ebenso wie die Attentäter beim letzten Konzert in Hamburg? Sie erzählte voller Lust von den Arschlöchern, die ihr aber sonst nichts gesagt hatten. Sie waren ein Niemand, wie alle ihre Opfer. Die Frage war nur, wo war der Bodyguard, wo war Bernd Sbobotny geblieben? Die weiße Frau hatte ihn nicht innerhalb der Schussreichweite gespürt. Also war er auch nicht mehr am Bus gewesen. Diese Metallplatten, die sicherlich er verzaubert hatte, musste er vorher noch schnell aktiviert haben.
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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

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Überfall

In diesem Moment meldete die Stahlluchsdrohne PIWI1 feindliche Bewegungen. Es waren vier Ziele, wohl vercybert, wie die hochintelligente Drohne nach kurzer Analyse zu ihrem neuen Freund Bork bemerkte. Die erste Sentry-Gun und die Kameras auf dem Tower fielen aus, dann hörte man das Röhren der Luchse und weiterer Sentry-Guns. Bald hatten sie den Status, wo sich die vier Angreifer befanden. Einer schwebte mit einem Paraglider über dem Tower und hatte wohl auch dort Schaden angerichtet, einer lag nordöstlich der Landebahn im Jelly-Suit getarnt und betätigte sich als Sniper, ein weiterer verschwand gerade in einem der Kriechgänge längs der Landebahn. Und der vierte machte sich hinter den alterschwachen Helikoptern zu schaffen.

K-Owl rief ihre Elementargeister zu sich und stieg astral in die Höhe. Genau jetzt meldete auch ihr Watcher einen feindlichen Kontakt. Es war ein Magier, aufgepumpt mit Fokussen und zwei Feuerelementaren im Schlepptau. Die Irin ignorierte die feindlichen Geister und schickte gleich zwei der ihren dem Magier entgegen. Der versuchte sich nun mit einem Zauberspruch gegen die Geister zu wehren. Bevor er diesen aber fertig formuliert hatte, erwischte ihn K-Owl mit einem Manablitz. Der Magier und seine Geister lösten sich auf. Der astrale Himmel war frei.

Munin wirkte einen Detect Enemy-Spruh und verifizierte die Position der Feinde und der Luchse. Erlkönig schickte seinen Schutzgeist vom Hangar ab und bat einen neuen Geist des Menschen, doch bitte beim Sniper für einen Unfall zu sorgen. Dann kletterte er hoch zur Dachluke, um nach dem Paraglider zu sehen. Munin aber rannte in Richtung Landebahn, um freie Zauber-Sicht auf die Angreifer zu erhalten.

DschiDschi kletterte in die Wartungsgänge, um zur Landebahn zu gelangen. Axel hingegen hastete hinaus zu den Helikoptern. Dort feuerten zwei Sentries auf eine kleine entfernte Panzersperre. Dort musste der Angreifer sein. Er warf eine Splittergranate, und in der Ecke wurde es ruhig. Wie auch Bork verifizierte, der die Matrix-und Taktik-Oberhand behielt.

In den Kriechgängen hatte DschiDschi nun Feindkontakt und gab mit seiner HK-MP einen unkonzentrierten Feuerstoß ab. Sein Gegner traf besser, was den Franzosen aber nur wütender machte. Der Schusswechsel setzte sich unter der Erde fort, was Bork nun neugierig machte. Eine Stahlluchs-Drohne mischte sich nun von oben ein. Aber bevor sie ihren spitzen Stahlschwanz einsetzen konnte, hatte DschiDschi die Faxen dicke gehabt und den Angreifer mit einem Ki-Fernschlag betäubt.

Erlkönig hatte von der Dachluke ein gutes Sichtfeld auf den Paraglider und schenkte dem Piloten einen Manablitz. Der Glider zog in den steilen, aber noch kontrollierten Sinkflug. Damit aber kam er dem nächsten PIWI zu nahe. Vom Rücken der Drohne stiegen Blitze auf, die den Paraglider in ein elektrostatisches Zucken versetzten und entgültig abstürzen ließen. Munin wiederum hatte den Sniper erspäht. Dessen Gewehr hatte unglücklicherweise Ladehemmung. Es war ein leichtes Spiel für den Weisen Krieger, und er setzte den Angreifer mit einer Manabarriere fest.

Damit war der Flughafen wieder sicher. K-Owl ging auf die astrale Hatz. Wo war der Magier hergekommen? Gar nicht weit entfernt an einem Waldweg fand sie einen Jeep – mit einem toten Magier auf dem Rücksitz und einem nichts ahnenden und sichtlich gelangweilten Rigger vorne. Sie hielt sich nicht lange auf und bat ihren Erdgeist, das Problem zu beseitigen. Der Unglückliche wurde erstickt und erdrückt von den plötzlich auftauchenden Erdmassen. Dann meldete sie den Fund bei DschiDschi.

Vier der Angreifer hatten überlebt. Sie alle trugen Waldtarn-Panzerkleidung und hatten semimilitärische Ausrüstung. Die Verhöre begannen und waren dank der Magier sehr kurz und effizient. Bei den Angreifern handelte es sich um Runner aus München. Ihr Job war es gewesen, aufzufindende Personen zu eliminieren oder ruhig zu stellen – und einen gelben Schulbus zu klauen. Den Auftrag hatten sie nur zwei Stunden nach ihrem Abflug aus der Ukraine bekommen. Die Vorauszahlung hatte immerhin 8,5 K pro Person betragen.

Wer nur wollte ihnen hier ans Leder?
Was war so besonders an dem Bus?
Die Runner schauten sich an, dann starrten sie zum Bus…
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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Der gelbe Schulbus S-TB 1337

Den Überfall hatten sie abgewehrt, aber sie hatten es im Gefühl, dass die Gefahr nicht vorüber war. Bork verwanzte zur Sicherheit den Bus. Jessy fand zudem im Rückspiegel eine eingebaute Wanze samt Videokamera ins Businnere und nach vorne. Es gab auch die Vorrichtung, alles inklusive der GPS-Koordinaten zu versenden. Aber es war umprogrammiert worden, so dass es in einer Feedbackschleife endete. Erlkönig schaute neugierig über die Schulter, ob es da vielleicht einen Trigger gäbe, um die Übertragung einzuschalten? Zur Sicherheit baute Jessy den Krams aus, setzte eine eigene Video-Wanze, und vertiefte sich in die seltsame Programmierung.

Die anderen hatten derweil den Bus durchwühlt nach persönlichen Dingen. Gleich sechs Schlafkojen gab es, alle benutzt und das wohl von verschiedenen weiblichen Personen. Tommys Bürste packten sie gleich ein – der Gegenstand war gut für ein Ritual. Vom Leibwächter gab es keine Spur, er schien alles mitgenommen zu haben. Dafür lag um so mehr Krams von Tommy herum. Neben seinen zig Baseball Caps und Alkoholika fanden sich viele Papierseiten voller Rhyms und Lyrics. Einige hatten Randbemerkungen in einem seltsamen Code. Bork und Jessy stutzten, das hatte etwas von einer toten Sprache, einer toten Programmiersprache – C. Alle Songs mit Randnotizen prangerten das System an. Und wenn sie es so recht überlegten, hatte es parallel zur Erstveröffentlichung – immer bei einem Live-Konzert – einen Konzernskandal gegeben. Da musste ein Muster dahinter stecken. Bork fing an zu knobeln, denn auch in der Programmierung der Wanze hatte er ähnlichen Code gefunden.

Interessant war auch die Musikanlage. Da war ein komplettes DJ-Mischpult nebst Old School Browser und Chinch-Buchse. Aber alles war analog. Hier im Bus war nichts digital. Er hatte keine Anbindung an ALI – an das ADL-Verkehrsleitsystem. Auch wenn der Bus selbst gut in Schuss war mit extra verstärkten Federn und einer High Performance-Ausstattung. Das Mischpult hatte zwei Turntables, die auf der Unterseite wieder mit seltsamen Reliefs, einer wilden Jagd, versehen waren. Davon ließen sie lieber die Finger. Aber die gespeicherten Audiodateien ließen sich ja auch über Kopfhörer hören.

K-Owl und Erlkönig nahmen sich der Analyse an. Die Raps von Tommy Blank hatten es in sich. Mittels Wortwahl und Rhythmus wurde die geneigte Aufmerksamkeit der Zuschauer eingefangen – visuell, per audio und auch kinetisch. Manche Stücke hatten fast einen Trance-Effekt, der aber immer wieder jäh unterbrochen wurde durch BAMM-Effekte. Hier wurde mit Delta-Phasen gespielt. Das waren die kurzen Phasen in Hirnwellen, wo das Gehirn zu träumen begann und so ganz besonders aufnahmefähig war. Die Trance-Phasen passten zu den Randnotizen. Sie mischten das ganze um zu einem ganzen Set von Trance-Strophen. K-Owl nickte den anderen zu, dass sie das Versuchskaninchen spielen wollte. Bork und Munin beobachteten sie aufmerksam. Zunächst behielt sie ihre astralen Schilde oben – und spürte nur sehr vage, dass da etwas bohrte. Beim zweiten Mal ließ sie die Hosen runter und hörte genau zu. Da war etwas, etwas wichtiges, sie konnte es fast greifen. Es machte sie sauer, wütend, dass sie das Wichtige nicht mitbekam. Munin fühlte, wie die Colt Manhunter mit der weißen Frau leicht zuckte. Und in K-Owls Kopf flüsterte die Waffe:

„Nimm mich zu Dir! Ich gehöre zu Dir! Was soll ich bei dem Mann?“

Irritiert ließ K-Owl die Kopfhörer sinken, und es dauerte eine kleine Weile, bis sie wieder klar wurde. Das ein so ruhiges Stück die Emotionen so ansprechen konnte und die Aggression, das hätte sie nicht gedacht. Jessy hatte der der Zwischenzeit den Code aus der Rückspiegelwanze umgebaut in einen Song – es war ein Speed-Trance-Song, ein recht alter Musik-Stil. Die beiden Frauen hörten es sich interessiert an, aber es sagte ihnen nichts, hatte keinen Effekt. Darüber gerieten sie ins Plaudern über die Hamburger Club-Szene, wo beide unterwegs waren – nur an verschiedenen Enden. Aber man konnte ja gemeinsam einmal etwas unternehmen.

Ungebetener Besuch Nr. 2

DschiDschi hatte sich unterdessen mit den Kommlinks der Münchener Runner beschäftigt. Nein, da sendete nichts, zum unbekannten Auftraggeber gab es nur eine Kontaktnummer. Jetzt aber meldete sich die Stahllynx-Drohne PIWI2 – Multipler Feindkontakt – gleich acht Libelle-Mini-Spionage-Flugdrohnen hatten sich rund um den Flughafen postiert. Klar ließen die sich rasch zerstören, aber wo kamen die her, wo war die Trägereinheit? Bork fand ein Trägerleitsignal im Wald gute 16 km von ihnen entfernt, was schnell kreiste – eine weitere Drohne? Vielleicht wollten die nur schauen, wie weit die Münchner waren. DschiDschi schnappte sich einen der Münchner Runner und machte mit ihm auf gut Kumpel gut sichtbar draußen für die Drohnen. Drinnen räumte das Team alles Wichtige zusammen und verlud es in den Humvee. Erlkönig rief einen Sturmgeist und hetzte ihn auf die Kommandodrohne, die prompt abschmierte. K-Owl wagte einen astralen Blick nach draußen und fand gleich 16 Watcher umherlaufen – alle verkleidet wie Minions in schwarzen Einteilern. Erlkönig ging mit den Watchern Fußball spielen, was sie prompt zum Platzen brachte, aber keine direkte Reaktion hervorrief. Aber da war ein Beobachter, das konnte er spüren.

Nun krachte es draußen – eine Thermorauchgranate mit dichtem rosafarbenem Rauch. Wie waren die denn drauf? Und fern ab verabschiedete sich Erlkönigs Sturmgeist. Sie wurden angegriffen. Und das Team entschied sich diesmal für die Flucht. Bork fuhr den Humvee mit DschiDschi als Bordschützen am MG auf dem Beifahrersitz. Munin und Erlkönig saßen entspannt hinten, wobei Erlkönig draußen astral kundschaftete. Axel nahm den von DschiDschi vorbereiteten Löschbus und K-Owl schwang sich hinter Jessy auf eines der Squads. Kurs war in Richtung Bonn und Bad Godesberg. Munin rief bei Tetsuo an und bat um Evac. Sie machten als Kontaktadresse einen Tunnel in Bad Godesberg aus.

PIWI 1 meldete weitere 16 Angreifer aus der Luft, die sich schnell näherten. DschiDschi nickte, HALO-Infanterie, Standard-Manöver.

Die wilde Waldjagd

Das Squad voran bretterten sie in den Wald über mehr oder minder gute Straßen. Der rosa Rauch erwies sich als sehr störend, denn er „lebte“, war also mit FAB-Bakterien durchsetzt, die sich nun als schmieriger Film auf alle Fahrzeuge legten. Erlkönig hatte gute Schwierigkeiten, zurück in seinen Körper zu kommen. DschiDschi begann nun die Scheiben zu putzen, das war eh besser für ihren Fahrer Bork. K-Owl löste das Problem durch den bewährten Zauber Makeover, dass Jessy staunte, wie sauber sie auf einmal war.

Unterwegs auf einer Waldstraße kam ihnen ein Ares Citymaster entgegen, der sich vor ihnen quer stellte. Aus dem Dach hoben sich zwei Turrets mit Zwillings-MG. Jessy zog nach rechts und knapp an der Front des Citymasters vorbei. Erlkönig schickte einen Erdgeist, um unter dem Citymaster ein Erdloch auftauchen zu lassen, aber der Geist wurde sofort von einem mächtigen Geist vernichtet. Da saß ein Magier mit ihm Wagen. Bork zog den Humvee hauchdünn am Heck des Ares vorbei, was DschiDschi die Gelegenheit gab, das eigene MG auf Full Auto zu stellen. Da spritzte die gesamte Heckachse weg, der Citymaster würde sie nicht mehr verfolgen. Aber er konnte sie immer noch beschießen. Zudem bot der Wald nicht viel Schutz, war eher den Fahrkünsten hinderlich. Sie mussten zurück auf die Straße. Den Humvee schützte Erlkönig mit einer Kugelbarriere, K-Owl zauberte gleich das ganze Squad unsichtbar, und Axel hatte eine ganz andere Route gewählt. Haarscharf entkamen sie um die nächste Kurve.

Bis Bad Godesberg hatten sie freie Fahrt. Am Tunneleingang regelten Polizisten den Verkehr und winkten alle Verkehrsteilnehmer auf die linke Spur. Rechts im Tunnel stand ein großer Sattelschlepper mit offener Ladeluke und dahinter noch zwei weitere, baugleiche. Das war ihr Ziel. Gnome wiesen gleich alle Fahrzeuge ein, den Löschzug ließen sie im Tunnel stehen. Nur wenige Augenblicke später verließen drei baugleiche LKW den Tunnel und splitteten sich auf.

Erkenntnisse aus Hamburg

Es ging zurück nach Hamburg, wo Tetsuo gleich zwei mögliche Verstecke für sie hatte. Die giftigen Marschen oder die Müllinsel. Dann gingen sie lieber in die Marschen, die zum Glück und dank diverser Hexenzirkel und Schattenläufer gar nicht mehr so giftig waren. Da fiel die Wahl nicht schwer gegenüber stinkendem Müll. Unterwegs sahen sie die DSKL-Werbung, dass in vier Tagen die Hamburg Rams gegen die Duisburger Toxic Spirits kämpfen würden – leider wohl ausverkauft. Und Jessy schaute sich das Überwachungsvideo aus dem gelben Schulbus an. Ganz klar war zu erkennen, wie ein Profi-SEK-Team den Bus stürmte. DschiDschi erkannte, dass es sich um ein Elite-Con-Team handeln musste. Und Jessy erkannte eine spezielle Sony-Geste.

Sony, die produzierten auch die Platten von Tommy Blank. Wieder wurde Tetsuo angesprochen, der war ja Tommys Manager gewesen und hatte doch Kontakt zu Sony. Aber der schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, wo die undichte Stelle war. Vielleicht hatte Sony ihren Künstler ja die ganze Zeit beobachtet?

In den Marschen stellen die weisen Hexenfrauen ihnen einen Ritualkreis zur Verfügung, den K-Owl genau nach Universitätsplan aufbereitete. Sie wollten Tommy ausfindig machen. Erlkönig als astral Stärkster würde den Spotter machen. K-Owl gab den Suchzauber vor – die erweiterte Hellsicht – während Munin, DschiDschi und Axel sie mit Kraft unterstützten. Ganze 14 Stunden dauerte das Such- und Sende-Ritual und führte sie nach Frankfurt. Dort vor einer Villa in den Außenbezirken war Schluss. Die Villa war vollkommen mit lebendem Efeu überwachsen. Mit der Hellsicht sahen sie eine alte, unbewohnte Villa. Haus und Garten waren völlig überwuchert. Und dennoch musste Tommy da drin sein.

Zwar liebäugelte Bork sehr mit dem Mischpult und der weiteren Aufschlüsselung dieser obskuren meta-magischen C-Programmierung. Aber jetzt war nicht die Zeit dafür. Sie waren angeheuert worden, um Tommy Blank zu finden. Und jetzt hatten sie ein neues Ziel.

Auf nach Frankfurt!
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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Der gelbe Schulbus – München I

Was war eigentlich mit dem gelben Schulbus? Sie checkten ihre Wanzen und GPS-Orter und fanden das Gefährt auf einer Autobahn in Richtung München. Von dort waren ja auch die Runner gekommen, die ihnen den Bus stehlen wollten. Wobei… eigentlich… warum nicht selber Runner anheuern, die mal nachschauen gingen?

Munin kontaktierte Tetsuo und orderte einige Assets ASAP in München – wohin ging der Bus, wonach suchten die und wer überhaupt? Keine Viertelstunde später hatte der eloquente japanische Elf ein Team bereit – zwei Sniper-Infiltratoren, ein Einbrecher, zwei Magier. Hm, war vielleicht etwas überdimensioniert, aber sie hatten ja Geld. Also abgemacht.

Frankfurt – das Villen-Ghetto

Das Team selbst hatte nun den Kopf frei für Frankfurt. Die überwachsene Villa mit dem Nebengebäude, in dem sie Tommy Blank geortet hatten, lag in einer Gated Community im Speckgürtel von Frankfurt. Wobei Gated fast die Ausmaße einer Staatsgrenze einnahm. Vor einer erhöhten Mauer lag ein Todesstreifen mit Critter-Patrouillen. Die Sicherheitsfirma Wolverine Security führte hier beispielsweise ihre Gabriel-Hunde spazieren. Diese erwachten Hunde hatten die Fähigkeit, in den Astralraum zu schauen und sich unsichtbar zu machen. Zudem schwebten Condor-Stealth-Drohnen über dem Gelände, gerne selbst unsichtbar durch eine Ruthenium-Polymer-Beschichtung. Die Überwachung selbst schien auch eher nach außen gerichtet, Privatsphäre wurde hier großgeschrieben.

Gut 2.500 Einwohner hatte das Villen-Ghetto mit eigener Shopping-Mall und verfügte über getrennte Zufahrten für Einwohner und Servicekräfte, dazu zwei Heli-Pads und einen eigenen Schnellbahn-Zugang. Neben diversem Privatbesitz hatten auch die Konzerne ihre Scheibchen gesichert – darunter der Frankfurter Bankenverein, Saedar Krupp, Aztech, BMW, Mercedes, Ruhr-Metall, EVO, Ares und Mana Dynamics.

Die Ziel-Villa lag relativ am Rand. Die Idee keimte nun, ein Haus zu mieten von einem der Konzerne. Dank Bork hatten sie bald ein lohnendes Objekt, Luftlinie nur 400 Meter entfernt, und entsprechende Vitae. K-Owl und Munin mimten das freundlich-exaltierte Mieterehepaar, der Rest das Personal für das Probewohnen. DschiDschi würde den Koch geben, Jessy den Bodyguard, Axel den Buttler, Erlkönig war für die Fitness zuständig und Bork für die Innenausstattung und den Garten. Für einen angegebenen Mietpreis von schlappen 400.000 pro Monat waren solche Extravaganzen wie eine kostenlose Wohnprobe nur selbstverständlich.

Zu Gast bei Reichens

Schnell war ein Termin gemacht, und ein Learjet brachte sie alle nach Frankfurt. Das Ehepaar nebst Leibwächterin wurde natürlich standesgemäß von einer Makler-Stretch-Limousine abgeholt. An hübsch betressten Torwachen, durchaus wehrhaft mit ihren schweren Faustfeuerwaffen und einer dezenten Waffenphalanx im Hintergrund bogen sie ein ins friedliche Lummerland. Es war sonnig, einige Bewohner joggten oder führten ihre fein manikürten Kunde Gassi. Alles war sehr friedlich, und die Sicherheitsdrohnen auf den Straßen auch wirklich sehr dezent. Die Personal-Crew benutzte mit ihrem Van die Servciezufahrt. Sie selbst mussten aussteigen, Hunde schnüffelten am Gepäck, aber dank ihrer Waffenlizenzen war es kein Problem für sie. Interessant war, dass es für die Community nur einen einzigen Sicherheitsmagier gab. Er und seine Geister hielten sich auch noch penibel an die öffentlichen Wege. Da verließ Wolverine Security sich vielleicht zu viel auf die äußere Abwehr.

Ihr Miethaus selbst ließ keine Wünsche offen selbst für luxusverwöhnte Magier, die sie so gar nicht waren. Es gab in der großzügigen Garage neben viel freiem Platz auch zwei kostenlose Leihwagen – ein geräumiger Rolls Royce Phantom und ein schnittiger BMW Roadster. Während der Besichtigungstour mit dem zuvorkommenden Makler checkten DschiDschi und Bork sofort nach Wanzen – und fanden sogar welche vom Vorbesitzer. Einmal im Schlafzimmer und im Bad nebenan. Auf den Speicherchips war ein gehobener DEMEKO-Exec zu sehen mit seinen Gespielinnen. Eine kurze Recherche in der Matrix ergab aber, dass er in der Zwischenzeit schon geschasst worden war.

Der Blick vom oberen Balkon bot einen guten Oberblick in die Nachbarschaft. Die Villa war gut zu sehen und auch eine recht wilde Party nebenan, wo sich 22 Strohwitwer und Mittelklasse-Execs von Saedar Krupp mit einigen weiblichen Spielzeugen vergnügten. Hier wurde auch Magie eingesetzt, wie die wilden Trideotrugbilder zeigten. Nur kam kein Geräusch hinüber. Der Makler deutete nur dezent auf die Umrandung der einzelnen Anwesen – Noice Cancelling System. Also war jedes Haus mit seiner eigenen Schallmauer getrennt vor Ruhestörern. Bald war man sich einig, und der Makler übergab die elektronischen Schlüssel. Sie waren alleine und bereit für weitere Recherchen. Während DschiDschi in aller Ruhe die verschiedenen Luxus-Programme für die Hauselektronik und Küchenrezepte studierte, begann Bork die Schallmauer zu hacken – denn wo Schall so geschluckt wurde, wurde er ja zunächst aufgezeichnet. Zudem richtete er Kameras auf ihr Zielobjekt.

Die Rapunzel-Villa

Jessy, K-Owl und Munin gingen spazieren. Es war ein entspannter Nachmittagsgang, der sie natürlich rein zufällig an diesem pitoresken Metallzaun vorbeiführte, der mit Efeu gut zugewuchert war. Er war wirklich hübsch und kunstvoll geschmiedet mit leicht antiker Patina. Irgendwas war seltsam an dem Zaun, und die Magier waren sich einig, da lag ein Zauber drauf. Dann jedoch fanden sie sich unversehens in der etwas entfernten Shopping-Mall wieder mit einem guten Appetit auf einen köstlich, frischen Kaffee. Verdutzt schauten sich die drei Runner an. Hier hatte jemand Schabernack mit ihnen gespielt. Auf dem Zaun lag offenbar ein starker Ablenkungszauber, der seine Wirkung zeigte, wenn man den Fokus auf Zaun und Anwesen richtete.

Sie nickten einander zu und machten einen zweiten Versuch. Diesmal hatten die Magier ihre arkane Abwehr oben und auch Jessy geschützt. So spürten sie nur noch, wie der Zauber an ihren geistigen Schilden rüttelte, aber nicht durchdrang. Während sich einer die Schnürsenkel neu band, inspizierten die anderen die Defensive. Der Zauber schien alt, sehr alt, weit mehr als 100 Jahre alt, was schon seltsam war, war doch die Welt erst vor etwas über 50 Jahren erwacht. Der Garten selbst wirkte sehr lebendig und gesund, wenn auch hoffnungslos überwuchert. Laut Bork waren die Eigentumsverhältnisse hier auch sehr verworren. Vom Rest der Community schien sich hier aber niemand darum zu kümmern. Einzig interessant am sonst leblosen und überwucherten Gebäudeensemble war ein ebenso überwucherter, aber moderner Antennenmast. Laut Bork war der auch für Satellitenkommunikation gedacht.

Bork hatte sich inzwischen in der Gated Community häuslich eingerichtet und schaute, was der Nachbar aus ihrer Zielvilla denn so einkaufte. Es waren viele Online-Bestellungen, alle mit Lieferservice. Es sah nach einer ganzen Familie aus. Hier gute Bio-Kost aus hochwertigem Anbau, dort deftige Hausmanns-Kost mit viel Fleisch. Und auch viel Junkfood gab es, aktuell beworbenes und auch viel Kinderspielzeug, gerne mit Technik-Elektro-Killefit. Interessant war, dass das Haus auf seinem Einkaufsaccount auch entsprechende Unterkonten aufwies, eben auf etwa vier Personen gerichtet.

Er versuchte der Villa eine gefälschte Bestellung unterzuschieben mit einem verwanzten Spielzeug. Vielleicht kamen sie ja so an Insider-Informationen. Aber nur drei Minuten später kam auf dem gefälschten Account ein aggressiver Anti-Spam-Bot, der lauthals protestierte – „So nicht“. Vielleicht könnte man ja eine ganze Lieferung manipulieren? Munin setzte hinzu, vielleicht mit einer Schlafdroge? Laut Bork war die nächste Lieferung für den nächsten Morgen 7:00 vorgesehen.
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Stefanie
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Ein Hack

In der Zwischenzeit vertrieb sich Jessy die Zeit mit Rasensport. Rein zufällig landete beim Baseball-Weitwurf eine Eye-Ball-Spionage-Drohne in des Nachbars Garten. Kurz rollte sie herum, dann wurde das Bild schwarz. Nur kurze Zeit später kam der Eye-Ball zurückgeflogen. Vor der verdutzten Jessy rollte sie nervös hin und her, bis diese sie mit einem Wassereimer einfing.

Dabei bemerkten aber Jessy und Munin ein ganz kurzes, mysteriöses Flackern auf ihren Armband-Kommlinks. Wurden sie etwa gehackt? Wie das? Sicherheitshalber schalteten sie ihre Kommlinks aus und legten sie ab. Aber der Rest der Crew hatte das nicht mitbekommen. So sah DschiDschi plötzlich mit Erstaunen auf dem schon lange nicht mehr verwendeten Gefechtskanal, dass PIWI2 – eine der Stahlluchs-Kampf-Drohnen von ihrem Bonner Einsatz – eine ETA-Zeit von 98 Minuten angab – mit weiteren 14 Einheiten. Er stutzte und hakte nach, ja, die Stahlluchs-Drohne und ihre Freunde sollten genau hier auf dem Rasen landen.

Rasch schaute Bork sich das an und fand heraus, dass von ihren Kommlinks vor kurzem – nämlich, als der Eye-Ball zu ihnen zurückkehrte – ein Funksignal abgegangen war. Danach waren PIWI2 und 14 weitere Stahlluchs-Drohnen von ihrem Hamburger Ressort automatisch in ein ebenso automatisches VTOL verladen worden und nun nach hier unterwegs. DschiDschi fragte nach den Auftragsinstruktionen – Anreise und Sicherung. Du meine Güte, hätten sie wirklich so etwas tun können? Der Franzose staunte immer mehr über die wachsenden Resourcen seines Auftraggebers.

Da Bork beschäftigt war, übernahm Axel nun die Kommunikation mit PIWI2 und ordnete die Aufhebung des Befehls an. Der sei eine Fälschung gewesen. PIWI2 meldete sich ab für eine Selbstdiagnose – und es dauerte. Jessy setzte nun den Eye-Ball komplett außer Kraft und half den anderen Crew-Mitgliedern ihre Kommlinks wieder unter Kontrolle zu bekommen. Endlich meldete PIWI2 sich zurück. Sie und ihr VTOL waren inzwischen von einem Shark-Programm angegriffen worden und befanden sich im Cyber Warfare. PIWI1, ihre andere bereits bekannte Drohne, begann sich in das VTOL-Shuttle einzuhacken, während PIWI2 die anderen Drohnen in Schach hielt. Leider vermeldete es die Deaktivierung einiger Drohnen. Es hatte sie also erschießen müssen.

Soweit vom nun glühenden Funkkanal. Aber auch in ihrer Umgebung wurde es lauter. Gerade meldete ihre Beobachtungskamera Bewegung, da wurde es auch schon lebendig in ihrem Garten. Es spazierte eine ganze Armada kleiner Spielzeugdrohnen heran. Es rollte, kroch, krabbelte. Dort flog eine kleine Heli-Drohne. Und zu guter letzt kam auch noch ein einsamer mechanisierter T-Rex herbeigestiefelt. Die Invasion war aus dem Garten der Ziel-Villa gekommen. Genaueres konnte man aufgrund des dichten Bewuchs nicht genau ausmachen. Sie fackelten nicht sehr lange, DschiDschi setzte Teile der Rasenbesprengung als Wasserwerfer ein. Und auf Wasser reagierte die billige Spielzeug-Elektronik äußerst heikel. Der Rest ersoff im Swimming-Pool. Dann war Ruhe.

Der gelbe Schulbus – München II


Tetsuo hatte wieder ein wunderbares Timing, als er genau jetzt einen Zwischenstand ihres parallelen Runnerteams als München vermeldete. Der gelbe Schulbus von Tommy Blank auf dem Sony-Gelände mitten in den Bavaria-Filmstudios bei München geschleppt worden. Die Runner meldeten, dass man hier ein Science Fiction-Setting aufgebaut hatte. In der Mitte der Bus samt den Teilen des Parkplatzes, den sie schon aus der Ukraine gesichert hatten. Darum Zelte, riesige Schläuche und technische Geräte zuhauf. Und dazwischen wuselten viele Leute in Vollkörperkondomen herum. Für die Runner dort war das ganze eine ziemliche Show.

Angriff ist die beste Verteidigung

In Frankfurt hatte die Crew die Faxen dicke. Bevor jetzt in vielleicht einer guten Stunde hier mitten im Garten ein riesiger VTOL-Shuttle landen würde und ihre Tarnung auffliegen ließ, gingen sie lieber ab durch die Mitte. Mit dem Auto fuhren sie direkt bis vor das Gittertor des Anwesens. Die Magier hatten alle vor dem Zauber der Umzäunung geschützt. So war es für DschiDschi ein leichtes, per Schmetterschlag das Torschloss zu knacken. Er winkte das Team freundlich herein und setzte hinterher noch das Schloss provisorisch mit Kleber wieder ein.

Vom südlichen Tor aus ging es nach Norden zu einem runden Vorplatz um einen mittigen seichten Springbrunnen herum. Rechterhand lag ein Gästehaus, voraus das große Haupthaus, links die kaum kleinere Garage. Direkt zur linken im Dickicht stand der Sendemast. Und weiterhin zum Nordende des Anwesens hin stand links ein Pavillon, und rechts befand sich ein größeres Gewächshaus.

Wie schon erwähnte, machte viel viele kriechende Efeu und tiefgesetzte Büsche das ganze unübersichtlich. Und sie staunten nicht schlecht, als nun aus verschiedenen Ecken kleine Spielzeugsoldaten heranmarschiert kamen und sie im Militär-Jargon bedrohten. Zum Glück aber waren sie auch nur mit Spielzeugattrapen armiert. Jessy und DschiDschi ließen sie dann rechts liegen und sprengten kurzerhand den Sendemast. Das schien die Verteidigung erlahmen zu lassen, denn die Spielzeugsoldaten fielen um, und PIWI2 meldete auf dem Anflug, dass sich die Lage etwas verbessert habe. Aber das feindliche Shark-Programm war immer noch bissig.

Die magische Aufklärung hatte bei der Garage geendet. Dort gab es vier zugewachsene Garagentore, aber der Nebeneingang zum Haupthaus hin schien öfters benutzt zu werden. Wie Erlkönig dort den Efeuvorhang hob, um sich die Tür anzusehen, winkte K-Owl ihnen zu abzuwarten. Sie setzte ihre Fernsicht ein und inspizierte nun die zugängliche Garage. Dort herrschte Chaos. Viel Elektronik stand herum, Verpackungen, vieles noch gar nicht ausgepackt. Dazwischen auch so einige kleine Krabbeldrohnen mit unklarer Mission. Neun Liefercontainer fanden sie. Und da laut Bestellung einmal die Woche geliefert wurde, würde Tommy Blank hier wohl schon seit neun Wochen hausen. Aber war er nicht in Hamburg und der Ukraine gewesen?

Tommy is back, Tommy is whack, Tommy ist Fake und der Albtraum des Rap

Endlich in einem Van fand K-Owl das Zielsubjekt – etwas mitgenommen – aber es war Tommy Blank. Er war intravenös angeschlossen und lag auf einer Art Pritsche im modifizierten Van. Bork nickte, so machten es sich Hacker wie auch er manchmal gemütlich, wenn sie einen längeren Lauf vor sich hatten. Dann hatte man keinen Hunger, und die Systeme achteten auf den Körper. Wobei es um den Körper nicht gut bestellt war. K-Owl erkannte in der Aura, dass der gute Tommy schwer krebskrank war, unheilbar. Dafür hatte er keinerlei Einbauten und war auch nicht magisch aktiv. Die Aura selbst aber war seltsam.

DschiDschi verschaffte ihnen per Schmetterschlag Zugang, aber nichts reagierte. So gelangten sie ohne Probleme zu Tommy, der fast bewusstlos auf seiner Pritsche lag und in der REM-Phase vor sich hin brabbelte. Jessy stutzte und Bork nickte, Tommy brabbelte Maschinen-Code. Sie ließen es über eine Übersetzung laufen. Es war eine Art Bot-Chat-Netz mit vier Beteiligten. Sie führten eine Diskussion darüber, ob sie einen fünften Bot zurückholen sollten. Ob das wohl der Angreifer auf das VTOL war?

Während andere die Garage sicherten, weckte Munin nun Tommy mit dem Zauber Gedankenbeherrschung. So holte er den Rapper langsam zu Bewusstsein zurück, aber nicht in die Realität, denn Tommy war völlig hinüber. Er faselte von den Stimmen, die er programmiert hatte. Er wäre so fertig, wollte nicht mehr, fand die Realität nicht mehr. Er hatte Hilfe gebraucht und sich die Hilfe programmiert. Die Verbindung! Er brauchte die Verbindung! Wo war sie? Panik stieg in Tommy auf. Bork assistierte, dass es sich hier wohl um den Gebrauch drahtloser Matrix handeln würde, aber so ganz ohne Einbauten? Was war das für ein Typ?

Munin fragte nach Hamburg. Ja, erzählte Tommy in einem Slang, der nach schwerem Dope-Gebrauch klang, das war ein cooler Gig gewesen. Mit tollen Leuten, sie waren alle verbunden gewesen. Und er wollte ihnen doch nur etwas schenken. Aber dann wäre er unsanft gestört und schließlich vom Bodyguard weggezerrt worden. Wo war die Wumme, schreckte er plötzlich hoch. Er hatte sie vom Bodyguard, von Toad, wie er ihn nannte. Und der würde böse sein. Er wollte sich doch nur umbringen. Und in K-Owls Kopf meldete sich die Weiße Frau aus der Colt Manhunter, sie sollten dem ganzen doch hier und jetzt ein Ende machen. Es wäre so armseelig, halt Männer… K-Owl jedoch schüttelte nur leicht den Kopf und hörte weiter fasziniert zu.
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Rache muss man kalt genießen

Und Tommy eröffnete ihnen, er könne die Leute finden, die hinter dem Attentat auf den Musik-Club stünden. Sie wären von einem Elektronik-Konzern. Die Vorfreude der Rache leuchtete in den Augen der Runner, und sie nickten einander zu. Deal! Nun griff Tommy wieder drahtlos auf ihre Kommlinks zu, die glühten förmlich, wie die Daten flossen. Bald meldete PIWI2, dass die Gefahr vorbei war und sie ins Heimat-Dock zurückkehren würden. Tommy plauderte mit einer gewissen Ariel, einem hochintelligenten Bot, einer seiner Stimmen, aber keiner künstlichen Intelligenz. Ariel war die Stimme der Vernunft.

Es war Zeit, hier die Zelte abzubrechen. Sie packten noch im Haus ein und waren binnen von Minuten auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen. Nun war es wichtig, Tommy an einen geschützten Ort zu bekommen.

Tetsuo meldete von den Münchner Runnern, dass sich die Science Fiction-Szenerie nun in einen Action-Film verwandelte habe. Es turnten dort plötzlich viele SEK-Statisten herum, die sich offenkundig auf einen Einsatz vorbereiteten. Ein Kampf-Helikopter bereitete den Start vor. Das Ziel Frankfurt war auch kurz gefallen.

Die Crew selbst startete nun mit ihrem Learjet zurück nach Hamburg. Tetsuo bereitete dort eine sichere Lagerhalle vor. Nach München gaben sie die Order – aufhalten, sie wollten hier nicht gestört werden.

Wie sie in der Luft die aktuellen Nachrichten kamen, kam ein Newsflash von den Bavaria Filmstudios aus München herein. Dort hatte es bei einem Action-Filmset einen schweren Unfall gegeben. Bei einem Kriegsfilmdreh war ein Kampfhelikopter versehentlich mit einer Lagerhalle kollidiert. Zum Glück habe es nur leichte Verletzte gegeben, meldete der Nachrichtensprecher. Aber Axel erkannte die Leuchtspur einer Panther-Sturmkanone, die kurz vorher in den Helikopter eingeschlagen war. Die Münchner Runner hatten es wirklich drauf.

Es war Tommy Blank, der ihnen diese ganzen News nach und nach auf den Bildschirm brachte. Der Rapper-Hacker arbeitete unermüdlich und suchte weiter nach bösen News. Die Magier sahen mit Befremden, wie seine Aura immer wilder, aber auch lebendiger wurde. So etwas hatten sie noch nicht gesehen. Und Tommy brabbelte weiter Code, schien mit sich selbst zu reden. Er war ja nicht schizophren, aber er hatte Stimmen, Programm-Bots erschaffen, die nun mit ihm interagierten. Da war Ariel, dem Vernehmen nach eine sachliche Frau. Und dort Ben, eher aggressiv, auf Zerstörung aus. Und zu guter letzt Ron, der kühle Analytiker.

Die Bots suchten, schauten sich die bösen News vom Club-Attentat an, analysierten alle Bilder und Hinweise. Kaum fünf Minuten später war auf dem Kabinenmonitor ein Bürogebäude zu erkennen. Von irgendwo zoomte eine Kamera näher auf eine Fensterscheibe, dahinter ein Konferenzraum, ein War-Room. Eine Personengruppe war in einer hitzigen Diskussion gefangen. Auf einem der dortigen Monitore waren Aufnahmen vom Bavaria-Unfall zu sehen, woanders Standbilder des Learjets. Unter dem Hauptmonitor liefen Kommentare mit über das, was dort gesprochen wurde. Die Attentäter hatten den Learjet verloren. Aber sie wussten, dass die Crew nach Hamburg wollte. Dort wollte man sie abfangen. Seltsam war nur, dass auch Minuten später noch sich kein frei verfügbarer Runner in Hamburg finden ließ. Na gut, dann wollte man auf das Konzert-Hit-Team zurückgreifen.

Bingo!

Nun kamen von Tommys Bots auch Informationen über den War-Room herein. Es war ein Gebäude der Sony-Entertainment-Gruppe in Stuttgart-Wangen, am Neckar gelegen. Die Kameras fingen nun ein, wie mehrere Schützenpanzer das Gelände besetzten. Es war Novatech, eine Ausgründung von Fuji Amerika. Und die standen im Konflikt mit Fuji Japan, zu denen wiederum Sony gehörte.

Bork grummelte nur, dass die ihnen doch wohl nicht die Rache stehlen wollten? Auf das Hit-Team würden sie sich nun freuen und sich vorbereiten. Aber an die Hintermänner wollten sie ebenso. Es waren noch wenige Minuten bis Hamburg-Fuhlsbüttel.
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Re: Schockwellen 2 (Die Erzählung)

Beitrag von Stefanie »

Aufrüsten in der Wolkenstadt

Sie flogen nun unbehelligt nach Hamburg. Hin und wieder beäugten sie ein wenig skeptisch Tommy Blank, der entweder wie Bork unentwegte Selbstgespräche führt, oder mit ihnen ein weiteres Vorgehen besprach. Warum nur war er so verpeilt gewesen, das fragten sie sich. Munin konstatierte eine schwere Depression. Dadurch hatte sein Bewusstsein die eingehenden Informationen automatisch selektiert und Negatives wie das Hamburger Massaker ausgeblendet. Nun endlich war das Team zu ihm durchgedrungen - physisch wie psychisch - und Tommy war aufgewacht. Er sann wie die anderen nach Rache.

In Hamburg hatte Tetsuo sie direkt auf den Flughafen der Wolkenstadt gelotst. Dort befanden sie sich im Territorium des AA-Konzerns Mana Dynamics, welches von eienem Aegaeis-Schlachtenkreuzer bewacht wurde wie auch zig Wachgeistern in einer futuristischen Polizeiuniform. Eine geschmeidige Frau mit silbernen Haaren, Fox, eine Gestaltwandlerin Arctic Fox, führte sie zu einem bequemen Wartebereich, während Tetsuo einen weiteren Hideout ausbaldowerte. Die Magier schauten sich neugierig in diesem höchstmagischen Gelände um. Mehrere Ley-Linien waren hier zusammen geführt, auch mit Orichalkum aus Tir na n'Og hierher umgeleitet worden. Das passte der geborenen Irin K-Owl nicht wirklich, aber irgendwie war es faszinierend. Der Astralraum war auch voll, fast so wie in der Matrix huschten unentwegt Botengeister herum. Und Erlkönig nickte zufrieden, als er das gewaltige Warding sah, was die gesamte Wolkenstadt umgab. Der Schutzkreis wurde durch die Ley-Linien gespeist und schützte nun auch TB und das Team vor einer möglichen Entdeckung.

Aber ewig wollten sie sich hier nicht verstecken. Da war dieses Hamburger Hit-Team. Und auf das wollten sie vorbereitet sein. TB begab sich in der Nähe des nächsten Computerterminals gleich auf die Suche, und das, ohne sich irgendwie einzustöpseln. Bork beobachtete das mit höchster Neugierde. Wie machte er das bloß?

Fox bot ihnen an, sich hier ein wenig auszurüsten. Dazu kam ein stämmiger Ork hinzu mit Segeltuchtaschen, wie sie sie schon aus der Ukraine kannten. Drin waren diverse Schusswaffen mit Kurzreichweiten sowie Maschinenpistolen P90 in diversen Ausführungen, auch für Magier interessant. Jessy fragte gleich nach möglichen Panzerknackern, halt typisch die Spezialistin für schwere Waffen. Und K-Owl setzte hinzu, ob es nicht ein doch besser Panzerung geben würde.

Der Ork führte sie über unterirdische Laufbänder bis hin zu einer formidablen Panzertür - die Waffenkammer. Drinnen erwartete ein Norm mit umgegurtetem Breitschwert.

"Hallo! Was braucht Ihr? Auch was hässliches? Die Cheffin hat die volle Freigabe gegeben!"

Das war wie im Schlaraffenland, befanden die Söldner unter ihnen. Die Regale hier quollen schier über, Waffen und Rüstungen für jeden Metatypen. Darunter sogar die gruseligen Blutmagie-Rüstungen aus Tir na n'Og. Dazu auch relativ normale Formfitting Body Armour mit teils Elektro Sealing oder auch Ruthenium Polymer beschichtet. Oder auch gequickte magische Rüstungen - mit den Zaubern Stealth oder gequickte Reflexe. Interessant waren die Skinny Suits, mit Rüstungsreaktion ausgestattet. Die panzerten bei Aufprall begrenzt nach. Sie entsprachen einer wattierten Motorradkleidung und wirkten recht elegant, befanden Jessy und K-Owl. Ganz klar vorzuziehen den bulkigen Security Armours. Drunter gezogen wurden hier Form Fitting Body Armours mit Elektro- und Wärmeisolierung, und das ganze in Ruthenium Polymer.

Sie kamen überein, dass sie ihre Rache nicht mit einem Panzer vollziehen wollten. Das war etwas persönliches. Wobei, das Jessy offerierte Sturmgewehr mit untergeschnalltem magischen Flammenwerfer war schon cool. Es war designed by Zwiebelbolz, einem Troll mit Hass auf Münsteraner. Der Norm zeigte Bork, der ein gewisses Faible für Historisches hatte, einen praktischen Umbrella-Schild aus Kevlar.

Erlkönig druckste ein wenig herum und fragte dann charmant nach einem Waffenfokus. Die Verlockung war hier groß, eine bessere Quelle würden sie nicht finden. Nur würde die Einstimmung einfach zu lange für ihren Einsatz brauchen. Und der Deal hier war, sämtliche Ausrüstung wieder abzuliefern. Das brachte Axel auf die Idee, nach Orichalkum-Kugeln zu fragen. Die gab es hier - den skeptischen Blicken der Magier zum trotz - tatsächlich, wenn auch nur begrenzt auf 2 Kugeln pro Person in 9 mm Kaliber.

Bork fragte neugierig, ob die magische Waffe nicht behilflich sein konnte. Diese ruhte immer noch in Munins Tasche. Nun säuselte sie in K-Owls Kopf, das sie ganz sicher helfen könnte. Sie beide Frauen wären ein perfektes Team, natürlich mit einem Bund und Namensaustausch. Darauf wollte sich die Irin nicht einlassen. Aber immerin war die weiße Frau sich sicher, dass sie die Attentäter auf 10 Meter Entfernung erkennen würde, auch ohne weitere Aufladung.

Die Hatz auf das Hit-Team

Derweil bllieben sie nicht untriebig. Sie wussten, dass die Hamburger Mörder ihnen auf den Fersen waren. Und so hatten sie es sich zum Ziel gesetzt, diese zuerst zu finden. TB musste nach längerer Matrix-Suche eingestehen, dass das Hit-Team unsichtbar war. Daraufhin setzten sie ihre eigenen Kontakte ein, horchten auf der Straße und fragten nach in der lokalen Musikszene, den Gangs, den Untergrundorganisatoren oder auch Barkeepern. Bork hatte einen Algorithmus geschrieben, der den Verzehr bei Fastfood-Ketten analysierte. Shadowrunner fielen hier gerne mal auf mit einem erhöhten Konsum.

Nach und nach kamen die Informationen herein. So wusste die Straße, dass es sich um ein wechselndes Team von insgesamt gut 20 Personen handelte. Alles in allem neue Gesichter, die sich möglichst unauffällig verhielten, hin und wieder aber aggressiv auffielen. Laut Borks Suchalgorithmus hatten sie meist einen guten Appetit - halt die Superschilddrüse. Das Hit-Team ging gerne in die Clubs und verprügelte hier immer mal andere Gäste. Sie hatten allesamt Geld und verhielten sich eher schweigsam. Also die richtigen Arschlöcher.

Langsam kristallisierten sich Hotspots heraus, bestimmte Stadtviertel. Und hier stand vor allem Altona mit zwei sozialen Zentren. Sie hatten ein Ziel.
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