Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A

Beiträge zu Spielrunden aus dem ersten Trimester 2025

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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A - 02.09.24

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Ein Blutmond

Es wurde nun finster. Der Mond ging auf. Er verscheuchte den Nebel. Aber es war ein roter Mond, ein Blutmond. Und es begann ganz zu leicht zu regnen – Blut zu regnen. Die Helden erschauerten. Nur Tsukiko kam der alte Kinderreim wieder in den Sinn.

„Eins, zwei - Nebel kommt vorbei…
Drei, vier – schließ ab Deine Tür ...
Fünf, sechs – Sommer Schleim und Dreck …
Sieben, acht – schlaf nicht ein bei Nacht …
Neun, zehn – Blutmond Geisterfeen - oh weh!“


Sie schauderte, vor allem die Hexe wirkte angefasst. Sie fürchtete den Mond, das düstere Rot, was in einer unendlichen Nacht enden mochte. “Ich habe da ein ganz mieses Gefühl…”.

Dem Druiden Lorcan war aufgefallen, dass Tiere eigentlich nicht sprechen konnten und das dazu noch so gut artikuliert. Ja, die Tausendfüßler hatten vernehmlich gezischt. Aber hier war noch mehr. Dazu kam diese abartige Gehässigkeit und Agressivität. Er untersuchte die Tierkadaver, aber da war alles normal. Korakai humpelte hinzu und war sich sicher – sie waren besessen gewesen.

Eine Mission

Tsukiko rief Sumika und Shiros Großfamilie zurück. Im Haus berichtete der Ziehvater, eigentlich sein Onkel, dass sie den Champion hier in Weidenau aufgenommen hatten. Auf der Familie läge ein Fluch. Offiziell wurde Shiro hierhin geschickt, weil daheim ein Räuberhauptmann drohte – und der Gott der Menschheit. Aber dieser Gott verstarb, und nun war die Zukunft offener geworden.

Der Onkel klärte aber auf, dass es gar keinen solchen Räuberhauptmann gegeben hatte. Vielmehr war der Celestial hierher geschickt worden, weil es eine Prophezeiung gab. Shiro hatte die Mission, hier die Menschen zu retten. Es musste wirklich etwas Großes vorgehen hier im beschaulichen Städtchen Weidenau.

Tsukiko beobachtete, wie ihr Fuchsfamiliar Daji um die Beine des Onkels strich. Nun schaute sie genauer hin und spürte, er erzählte nicht alles. Da war etwas Dunkles, was er zurückhielt. Sie musste es wissen.

Familien und Prophezeiungen

Daraufhin hub der Onkel an, genauer zu erzählen. Shiros Eltern waren vor gut fünf Jahren mit ihm auf die Reise gegangen und trafen dort auf den jungen Korakai. Der Tengu war weit im Westen an der Küste aus dem Ei geschlüpft. Seine Familie hatten eine Taverne betrieben. Der Vater war der Koch – und so war der Nestling nicht weit vom Stamm gefallen mit seinen kulinarischen Kreationen. In der Taverne hatte der noch nicht flügge Korakai höchst neugierig den Geschichten über Abenteuer gelauscht.

Sein Großvater wurde hier immer wieder von den reisenden Seefahrern gefragt, um Unheil abzuwenden. Denn man wusste doch, ein Tengu nahebei, das brachte Glück. Der Großvater hatte immer seinen Gehstock dabei, Khakkara geheißen. Diesen hielt er immer in der Hand, wenn er zu Ehren des Gottes Quanlai tanzte.

Eines Tages begleitete Korakai den Großvater auf der Fähre, um vom gegenüber gelegenen Ufer Arzneimittel zu holen. Zwar gab es die Anzeichen von Sturm, aber sie hatten ja zwei Tengu an Bord. Dennoch ging schief, was schiefgehen konnte. Der Sturm kam. Ein Windstoß schoss heran, die Fähre kenterte und Korakai wurde über Bord geschleudert. Hilfesuchend krampfte sich seine Hand um den Khakkara-Stab, aber dann zerbrach er und Korakai ging unter.

Der Tengu versank, er sank und sank, tiefer und tiefer. Er sah Visionen, da gab es unterwasser Götter und Geister. Nach unendlich langer Zeit tauchte er wieder auf. Der Sturm war überwasser vorüber, aber er hatte sich in Korakai eingenistet. Er zauste das Gefieder. Korakai suchte den Sturm zu beherrschen, vergebens. Die Unruhe stieg, die Lust auf Abenteuer wuchs. Also schnürte er seinen Ranzen und hatte mit dabei den zerbrochenen Stab des Großvaters.

Korakai begleitete Shiro und seine Eltern, bis sie schließlich nach Weidenau kamen. Das kleine Städtchen hatte es ihnen angetan. Anderthalb Jahre später zogen die Eltern des Celestials weiter auf einer wichtigen Mission – alleine. Der Onkel zog einen Brief hervor. Hier berichteten die Eltern von der Jagd auf einen Hexenzirkel. Von dreien wurde eine getötet und zweie entkamen. Doch diese hatten einen Fluch auf den abwesenden Sohn gewirkt. Shiro würde seine Mission schaffen, aber wenn er in dem Moment, wo er heim zu seinen Eltern käme, würde er sterben. Drei Jahre lebten Shiro und Korakai nun in Weidenau, Shiro als Wache und Korakai als Koch im dreifach gesegneten Gasthaus.

Tsukiko schauderte wieder. Das konnte nur ihr Hexenzirkel gewesen sein. Die alte Yamauba konnte die Zukunft sehen und das Schicksal weben, während die etwas jüngere Suzuka eine Alptraumhexe war. Die Nachthexe war getötet worden. Und der unvollständige Zirkel hatte sie als Ersatz entführt, bis sie entkommen und schließlich von Shiro gerettet worden war und so auch nach Weidenau gekommen war.

Es blieb die Frage, ob Shiro immer noch verflucht war. Vor einem Jahr nun war der Gott der Menschheit gestorben. Er war auch der Gott der Omen und Prophezeiungen. Daher war jetzt das Zeitalter der verlorenen Omen. Shiro war seines eigenen Glückes Schmied.

Die Brücke

Sie hatten viel zu verdauen, und draußen nieselte es immer noch hin und wieder Blut Daher beschlossen sie, die Nacht auf dem Hof von Shiros Onkel zu verbringen. Am nächsten Morgen, dem zweiten Sarenrae, hatte der Regen aufgehört. Aber nur, um dem allgegenwärtigen Nebel Platz zu machen. Sie begannen den Tag mit Gebeten, dem in sich kehren und guten Frühstücken. Dann zog sich die Gesellschaft mit den Geretteten zurück zu Dr. Dami. Shiro hatte seinen verborgenen Klumpen kaltes Eisen mitgenommen und reichte ihn seinem Schmied-Gönner Huo mit der Bitte, ihm eine Waffe gegen die Feenwesen zu schmieden. Tzukiko köchelte eine frische Portion Traumzeittee.

Dann brachen sie auf. Sie wanderten zurück zum Fischerboot und kehrten zum Südufer zurück. Nun näherten sie sich vorsichtig der Brücke mit der erloschenen Laterne und dem Thron des Gurgleguts. Lorcan pirschte durch den nahen Wald – von Baum zu Baum. Der diplomatische Korakai übernahm die Führung, während Hima Wari ins Fey übersetzte. Shiro und Tsukiko hielten sich vornehm einen Schritt zurück.

Korakai bot den mitgebrachten Wein als Tribut für den König der Brücke. Der sichtlich angetrunkene Buso erhob sich und lud sie willfährig ein, ihm ihren Wein zu opfern. Schrittchen für Schrittchen kamen sie näher und lobten den Wein in höchsten Tönen. Die zehn Jin-Kin amüsierten sich, Tian sprechend, und linsten spöttisch zum Baum, hinter dem Lorcan lauerte. Und auch Gurglegut näherte sich schwankend und reihernd. Er war so angefüllt, dass er sich gierig den Finger in den Hals steckte, um sich im hohen Bogen zu übergeben – einmal – zweimal – dreimal.

Schließlich stellte de Tengu in demütiger Geste die Flasche ab und zog sich etwas zurück. Gierig griff der Buso sie sich und setzte an. Die Jin-Kin feuerten von hinten an – “Trink! Trink! Trink!” In einem Zug war der Traumzeittee vertilgt. Kaum unten, merkte der einäugige Riese, dass da etwas nicht in Ordnung war. Er war in der ersten Phase der Traumzeit, er schwankte mehr, und ihm war wattig im Kopf. So zog er seinen Kukri-Dolch und zog sich zurück.

Zauber wurden gewirkt, Herausforderungen verkündet. Hima Wari vollzog auf flinken Wurzeln einen Sturmangriff auf den Buso. Tief im Schatten der Bäume gestikulierte Lorcan und zog erste Blitze an. Irritiert stierte Gurglegut auf die Leshi hinunter und schrumpfte das Plfanzenwesen. Die hüpfte herum gleich einem Kranich und stach mit Wurzeln geschickt zu, nur um sich sofort wieder in Sicherheit zurückzuziehen.

Endlich hatte Lorcan genügend Blitze gesammelt und schickte vom Horizont her eine donnernde Sphere auf den Buso. Der wurde von der Urmagie in Stücke zerfetzt. Die bislang nur munter zuschauenden Jin-Kin nahen nun reißaus. Solange die Magie des Schrumpfungszaubers hielt, durfte Hima Wari auf dem Rücken der flauschigen Füchsin Daji reiten.

Ein Licht in der Dunkelheit

Sie standen allein an der Ewigen Laterne. Sie war gut fünf Meter hoch und aus Granit geschaffen. Im Käfig der Laterne befand sidch eine Lotusblüte mit drei Münzen. Nacheinander legten sie die gesegneten Münzen der Daikitsu, des Ketephys und der Shizuru hinein. Dann entzündete sich die Laterne von selbst. Es verschwanden Blutmond und Nebel. Die grünlich schimmernden Phantome vergingen ebenso.

Sie wurden von den Göttern gesegnet, auf dass sie besser werden sollten.
+1 Item-Bonus auf Skill Checks
Shizuru - Diplomatie / Warefare Law
Daikitsu - Farming Law / Survival
Ketephys - Hunting Law / Stealth
Und natürlich hatten sie nun einen Stein im Brett beim alten Matsuki.

Auch fanden sie einiges an Beute:
- Kukri des Buso Gurglegut
- Lederrüstung des Buso aus gehärtetem Lederrüstung (3 Gold wert)
- Schatzhaufen mit drei alten Kupfermünzen (nun nicht mehr gesegnet)
- ein silbernes Szepter (15 Gold)
- ein seltsames Kartendeck mit magischen Symbolen. Es handelte sich um ein vollständiges 24-Karten-Cantrip-Set (20 Gold) Es war einst von einem Nethys-Anhänger geschaffen für Nicht-Magiewirker. Man musste nur das Kartendeck in einer Hand halten und den gewünschten Cantrip visualisieren, dann wurde ein Stufe 1 Zauber gewirkt (DC 15, Attack 5, Action 1). Die entsprechende Karte löste sich dann ins Nichts auf.

Nun schwanden in den Außenbezirken die Gefahren, und die ängstlichen Bürger von Weidenau trauten sich nach und nach heraus. Aber die Innenstadt war immer noch von bösartigen Monstern beherrscht. Zudem wurde ruchbar, dass das Herrenhaus im Norden, der Gouverneurspalast, einfach so verschwunden war. Das galt es zu untersuchen.
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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A - 02.09.24

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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A - 02.09.24

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Sommer – Kapitel II

Auf nach Nordhang, auf in die Innenstadt

Sie ruhten sich eine Nacht am Südufer aus im Dreifachgesegneten Gasthaus. Lorcan freute sich, als sein Wolfjunges, Niruun, sich zu dem Druiden gesellte. Großmütterchen Hu kam höchstpersönlich hinzu und lobpreiste die Helden und vor allem die glorreiche Führung von Shiro. Jetzt, ja jetzt ginge es an die Befreiung von ganz Weidenau. Und das war die Innenstadt. Die Einwohner von Nordhang hatten eifrig gesammelt, um die Helden zu unterstützen.

Und die Einwohner vom Südhang ebenso, machte sich der Alte Matsuki bemerkbar. Wir würden Weidenau befreien. Ja, mit „wir“ waren die Helden gemeint.

So wurde ein wertvoller Schatz überreicht von ganzen 10 Heiltränken und gleich 8 Potenz-Kristall-Talismanen. Letztere wurden an einer Waffe oder den Handwickeln befestigt und konnten bei Not einmalig zur Wucht aktiviert werden.

Ein letzter Blick zurück zum Südufer, dann überschritten sie die Dämmer-Brücke. Als erstes fiel ihnen da die Lücke auf. Das höchste Gebäude, der Palast des Gouverneurs, fehlte. Shiro als Wachmann drängte wiederum zur Garnison, die nicht weit davon entfernt lag. Also wandten sie sich am Nordhang angekommen gen Westen. Rechterhand, hinter einem Reisfeld lag der leere Platz. Linkerhand lagen die Stallungen und dahinter wäre dann gleich die Garnison.

Der leere Fleck

Überall waren die Spuren der Gewalt. Daji, Tsukikos Füchsin, schnupperte in Richtung der Stallungen. Ihr Fell sträubte sich, von dort schien großes Unheil zu drohen. Auch wenn ihr Ziel die Garnison war, die Augen der Gefährten wandten sich immer wieder zum leeren Fleck. Da, wo der Gouverneur Heh Shan-Bao normalerweise residierte, war nur eine leere Fläche. Nicht nur eine leere Fläche, es war, als hätte hier nie etwas gestanden. Keine Pfosten- oder Steinabdrücke. Neben dem bloßen Boden hier und da Grasbüschel.

Das einzige, was noch stand, waren die beiden Löwenstatuen, die vor dem Eingang standen. Sie waren aber arg ramponiert. Vor allem waren die Gesichter entfernt. So als sollten sie etwas nicht sehen dürfen. Magisch konnte Korakai aber nichts erkennen.

Weiter westlich der Reisfelder lagen einige offensichtlich verlassenen Anwesen von früheren Holzbaronen und der Shelyn-Schrein, wo die Herrin der Chrysanthemen verehrt wurde. Daneben lag das runde Theater, aus dem laute, kindliche Stimmen zu vernehmen waren. Hima Wari vermutete wieder diese bläulichen Gremlins. Irgendwie passte dazu der hier überall wachsende Blauregen.

Theater um das Theater

Auf dem Platz vor dem Theater hockten drei Personen, nein es waren gefesselte Einwohner. Da waren der Theaterleiter Kazuma Oono, dann der stadtbekannte Schauspieler Lang Lang Pho und eine reisende Schauspielerin. Sie waren allesamt gefesselt und geknebelt.

So waren sie gezwungen, einem gehässigen Schauspiel beiwohnen zu müssen. Auf der kreisrunden Bühne stolzierten drei Jin-Kin und machten provozierend und beiläufig bösartig klar, wie sie mit den Einwohnern von Weidenau umgegangen waren. Es lief alles auf Raub und Mord aus, mit einer aggressiven Bestialität. Aber als die Helden sich bemerkbar machten, nahmen die Monster reiß aus.

Die Befreiten erzählten, wie sie vor zwei Nächten überrascht wurden. Überall waren die Monster. Auch die Garnison wurde überfallen. Wachen wurden dort gefangen gesetzt. Und auch in das benachbarte Gefängnis wurden Gefangene gesteckt.

Sie hatten eine seltsame Kreatur gesehen. Sie trug eine Schürze, war aber ohne Kopf. Sie wanderte durch die Straßen in der dunklen Nacht. Dann gab es Trupps kleiner, dicklicher Wesen, die in Richtung des Badehauses marschiert waren.

Tsukiko bemerkte eine Eule, die sie von einem nahen Dach aus beobachtete. Aber da lächelte die reisende Schauspielerin und rief sie zu sich: „Tsukiko!“ Und die Eule setzte sich auf ihre Schulter. Die Hexe grummelte etwas. Da hatte wer „ihren“ Namen geklaut. Die Dame lächelte entschuldigend und machte eine seltsame Geste. Es war ein geheimes Zeichen der Hexen. Aber dann waren es doch wieder nur drei Schauspieler, die Angst hatten. Die Gefährten brachten sie rasch in Sicherheit über die Dämmer-Brücke ans Südufer.

Eine Falle

Dann mussten sie nur wieder zurück zum Theaterplatz. Dort befand sich der Eingang zur Garnison. Lorcan und Hima Wari bemerkten eine Bewegung in einem nahen Gebüsch. Es war Zheng Peng persönlich, der Hauptmann der Wache und Schwiegersohn von Großmütterchen Hu. Shiro machte sogleich Meldung. Aber der Hauptmann teilte ihnen mit, dass die Garnison von Jin-kin besetzt war.

Hima Wari und Lorcan lugten durch die kleinen vergitterterten Fenster in den Hauptraum. Da waren tatsächlich einige Gremlin zu erkennen im düsteren Raum. Da waren noch einige umgestürzte und zertrümmerte Möbel. Es war schwierig, etwas zu erkennen. Tsukiko linste durch das Schlüsselloch. Leise teilten sie ihre Erkenntnisse. Da war noch etwas. Ja, da war ein Seil gespannt. Es lief von der Tür bis hinter einen der Tische. Hima Wari erspähte eine gespannte Armbrust. Das passte zu den perfiden Halunken. Da mussten sie sich noch etwas einfallen lassen.
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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A

Beitrag von Stefanie »

Während Hima Wari ihnen von draußen Rückendeckung gab, fummelte Tsukiko am Türschloss und entschärfte die Falle. Shiro trat mutig vor in die Kaserne. Wie vermutet, tauchten einige Jin-Kin auf. Zum Glück ging der Bolzenschuss des einen knapp an den Helden vorbei. Lorcan erschoss ihn kurzerhand. Der zweite wurde von seinem Wolfsjungen Niruun angenagt und flüchtete in den dahinter liegenden Innenhof. Dieser war von einer Pergola umgeben und von üppig wachsendem Blauregen beschattet. Auch diese Goblins wurden von Shiro und seinen Gefährten ohne große Mühe überwältigt.

Der Gesichtslose

Doch was war mit Hauptmann Zheng Peng? Der hatte sich mit einem Bogen bewaffnet im Hintergrund gehalten. Als Lorcan sich suchend umdrehte, erschauderte er. Der Hauptmann zog sein Gesicht langsam ab, welches wie eine Honigmaske zerfloss. Dann stand dort ein Gesichtsloser.

Shiro warf sich sofort auf den neuen Gegner, während Korakai die letzten Jin-Kin verbritzelte. Lorcan schloss mit seinem großen Jagdbogen, und Tsukiko warf den mächtigen Wasserwerfer an. Ein kurzer, aber heftiger Nahkampf entspann sich. Der Gesichtslose schlug gewaltig auf den Champion ein, der aber standhaft blieb. Dann kam der Gegenschlag – und das Monster fiel tot zu Boden.

Während die anderen ihre Wunden pflegten, untersuchte die Hexe die Leiche des Gesichtslosen. Von der Gestalt her ein normaler Mann, auch mit Ohren. Allein, das Gesicht fehlte. Mit einem Dolch prüfte sie, dass es auch keine Augen- oder Mundhöhle gab. Da war nur Knochen dahinter.

Sie entsann sich einer Geschichte über die Tanuki, also die Waschbären, wo eine Gestaltwandlung einmal schiefgegangen war. Es handelte sich wohl um einen Fluch. Noppera-bo wurde das genannt. Die Gesichslosen konnten sich gut verstellen. Entlarven konnte man sie am ehesten, wenn man gute Fragen stellte, die nur der Richtige wissen konnte.

Weiter ging es zum Hauptgebäude. In diesem befanden sich sieben Zellen, die mit Eisengittern gesichert waren. Dort kauerten zehn Wachen und Hauptmann Zheng Peng. Sie waren alle sichtlich erschöpft. Shiro besprach sich sofort mit seinem Wachhauptmann, während Tsukiko die Gefangenen auf Magie untersuchte. Beide Prüfungen waren erfolgreich, und so ließen die Helden die Wachen frei.

Hauptmann Peng gratulierte Shiro zur heldenhaften Tat. Der hinzu gewucherten Hima Wari war er aber nur einen missgünstigen Blick zu. Die Leshi hatte offenkundig in der Vergangenheit einen schlechten Umgang gehabt.

Die Ausrüstung der Wachen und weitere interessante Dinge fanden sich in der Waffenkammer wieder. Hier konnten sich auch die Helden aufrüsten.

- diverse Rüstungen
- Armbrüste und Bolzen
- Schwerter und Keulen
- 4 lesser Frostbite-Bomben
- 1 Cold Iron Dolch
- 1 Cold Iron Buckler (beide waren besonders wirksam gegen Feenwesen)
- 1 silbernes Kurzschwert

Hinter dem Kasernengebäude fand sich Bambuskäfig, wo drei Einwohner befreit wurden. Sie warnten vor dem Teehaus, wo sich wohl viele Monster befanden. Damit war wohl das Cerulean, das Azurblaue Teehaus gemeint, was eigentlich verlassen war.

Zunächst aber suchten sie den Pferdestall auf. Von dort hatte die Füchsin Daji unheimliche Dinge gewittert. Es stank bestialisch. Als sie die Pforte öffneten, fanden sie zwölf verendete Pferde, alle von der Sommerhitze bereits voller Fliegen und Kakerlaken. Die Augen waren vor Grauen weit aufgerissen. Die Kadaver waren über und über mit Schnittwunden übersäht. Korakai vermutete daher den Grauen Schlächter als Übeltäter.

Es blieb noch viel zu erforschen und zu sichern in der Innenstadt von Weidenau. Zunächst aber evakuierten die Gefährten die Überlebenden zurück über die Dämmerbrücke ans Südufer. Dann machten sie sich auf nach Westen durch die Ladengasse. Vorbei kamen sie am Badehaus mit seinem hübschen Garten und dem Saatgut-Laden „Sperlingsruhe“. Die Füchsin Daji und der Wolf Niruun schnupperten vorsichtig voran.

Der graue Schlächter und die Parade des Kochgeschirrs

An einer Seitengasse ruckte die Füchsin alarmiert hoch. Die Gasse war mit Lampions geschmückt, und die Reste des Fests waren noch sichtbar. Hübsch waren die Kirschbäume mit ihren letzten Kirschblüten anzusehen. Aber ganz hinten erspähten die Helden diffuse Schemen.

Da schwebte ein Kami. Es war eine Schürze mit Bändern, die wie Tentakel hin und her peitschten. Es war der Graue Schlächter. Hinter ihm schwirrten zwei nebelartige Gebilde. Lorcan sah es silbern glitzern. Es war scharfes Besteck – Löffel, Gabeln und Messer, die hier durch die Luft wirbelten. Jetzt war ihnen klar, wie die armen Pferde in der Kaserne abgeschlachtet worden waren.

Kaum erblickt, verschwand der Graue Schlächter in einer Seitengasse. Die Helden tasteten sich beidseitig der Gasse voran, und das Kochgeschirr schepperte ihnen entgegen. Von irgendwo hinter den Dächern erklang eine Stimme:

„Wer geht da?
Wer will sich der Parade anschließen?
Die neuen Machthaber der Stadt feiern ihre Krönung!“


Aber keiner der Helden mochte mit dem Bösen gemeinsam marschieren. Nun erhielt die unsichtbare Stimme eine zunehmende Schärfe:

„Schergen! Greift diese impertinenten Herumtreiber an!“
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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A

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Die Parade des Kochgeschirrs – und der Kochschürze

Behäbig wirbelten die Besteckwolken näher, aber die Helden waren gewappnet und warfen Schwert und Zauber in den Kampf. Die letzten Messer und Gabeln warfen sich auf Shiro und Tsukiko, aber der Champion hatte seinen Schild parat. Korakais Elektrikschnips ließ das Besteck scheppernd zu Boden fallen.

Aber schon schwebte der Graue Schlächter über die Häuserdächer und stieß aus dem Hinterhalt auf sie herab. Die Schürze peitschte mit ihren Schleifen gen Shiro, der ordentlich durchgerüttelt wurde. Lorcan zückte seinen gewaltigen Bogen und ließ einen Pfeil von der Sehne.

Der Celestial funkelte mit seinen einschüchternden Augen, dass die Schürzenbändel zu schlottern begannen. Der erste Schlag ging noch daneben, aber der zweite Schlag schnitt gut durchs Tuch. Tsukiko tat es ihm gleich, indem sie ein herumliegendes Fleischermesser telekinetisch hinterher schleuderte.

Aber der Graue Schläger war noch nicht am Ende. Er schleuderte ihre Bändel kräftig gegen Shiro und umschlang ihn würgend. Der Celestial rang nach Atem. Noch einmal zog die Schürze fest zu, und es wurde dem Champion schwarz vor Augen. Shiro sank bewusstlos zu Boden, dem Tode nah. Lorcan war sofort zur Stelle. Er streckte seine Hand aus und stabilisierte den gefallenen Helden.

Tsukiko fixierte das größte Schlachtermesser auf dem Tisch neben sich an und schleuderte es gegen die blutige Schürze. Zerhackt sank der Graue Schlächter zu Boden in einen Knäul von Tuch und Blut. Lorcan eilte sofort herbei und heilte den Celestial. Als sie das Tuch in Brand setzten, fanden sie noch einige kleine Gegenstände.

2 Phiolen magisches Potenz-Öl – dickflüssig zum Auftragen, macht eine +1 striking Weapon oder +1 resilient Armor
2 Talismane - Opal-Anhänger
2 Talismane – Potenz-Kristalle für +1 striking Weapon, kann man an die Waffe hängen
Und ein silberner Dolch in einer mit Seide umwickelten Scheide (+1), den sich Tsukiko aneignete.

Die nahezu glücklichen Kappa

Ein wenig erholt wandten sich die Gefährten wieder der Ladengasse zu. Rechterhand lag das ausladende Badehaus „Der glückliche Kappa“. Das Foyer wirkte ordentlich und einladend wie immer.

Eine Gruppe von fünf Kappas – Schildkrötenwesen – hatte es sich im Teich des Badehauses gemütlich gemacht. Denn sie waren blutig vom Marsch durch die Innenstadt. Da entsann sich Korakai, da war doch die Rede gewesen von einer Karawane der Zwerge. Aber es waren nur die Kappa gewesen.

Hinter ihnen räumte der Besitzer, der Halbling De-Ge Hua, missmutig den Dreck weg. Er zog es vor, die Eindringlinge höflich als Gäste zu behandeln. Hauptsache, sie verhielten sich friedlich und verschütteten nicht das Heimatwasser, was sich in der Mulde auf ihrem Kopf befand. Denn dann, ja dann würde sich großes Unglück ereignen. So berichtete es der Druide seinen Gefährten. Und er wusste noch mehr über diese Wesen. Sie mochten es gerne Wettbewerbe sowie ihre Lieblingsspeise – Gurken.

Da entsann sich der Koch Korakai, dass es gleich gegenüber im Saatgutladen „Sperlingsruhe“ neben Krams auch ein Fässchen mit eingelegten Gurken gab. Rasch begaben sie sich dorthin. Hier war einiges umgeworfen. Aber da waren wirklich die Gurken. Doch da erspähten sie einen naseweisen Jin-Kin, der sie durch den Garten erspähte und sich rasch nach Norden aufmachte.

Romeo & Julia in Weidenau

Nach Westen fanden sie in einem kleinen Lagerhaus vier Einwohner, die Sanmi-Familie. Die waren dort von den Jin-Kin hier festgehalten worden. Sie sollten warten, bis die Jin-Kin oder der Graue Schlächter sie holen würden. Nun ja, so richtig eingesperrt waren sie nicht, aber hier im kleinen Lagerhaus fühlten sie sich vermutlich sicherer als auf den unsicheren Straßen.

Sie machten sich Sorgen um die Tochter Yu-Li und einen jungen Mann. Den kannten sie nicht, und er war auch mit einer Kapuze vermummt gewesen. Die Gremlins hätten die beiden mitgenommen.

Sie gestikulierten zum Lehmhaus weiter im Westen, zwei Häuser weiter als die „Sperlingsruhe“. Hier wohnte eigentlich die Matriarchin Nadoya Sanmi. Aber jetzt hatten wohl die Jin-Kin die Residenz übernommen.

Das Innere des Lehmhauses war vollkommen derangiert. Die Jin-Kin waren sichtlich betrunken und spielten Fangen mit gefundenen und erbeuteten Schmuckstücken. In einer Ecke kauerten zwei ängstliche Menschen.

„Oh, die Oni sind hier!“

„Nun, wenn Ihr es genau so wollt, dann sollt Ihr es auch so haben“, drohte ihnen Shiro, der einschüchternde Ober-Oni der Gruppe. Die Jin-Kin erschraken und hasteten zum Ausgang, aber der schien zu klemmen. Wohl wollten sie fliehen, aber die Gefährten waren sich einig. Diese Gremlins sollten nicht entkommen. Zu garstig, grausam und blutrünstig waren ihre Taten.

Shiro stürzte sich auf den ersten und teilte ihn in zwei Teile. Das erheiterte den Rest der Jin-Kin, die der Gewalt und des Alkohols frönten. Die meisten warfen sich mit kruden Keulen lässig in den Kampf, schlugen aber nur die Luft. So waren sie leichtes Spiel für die Helden. Den letzten erledigte Shiro.

Aber einer war schlau genug gewesen, die Tür zu öffnen. Hurtig nahm er die Beine in die Hand. Auf Staksen hastete der Tengu hinterher. Ein Elektrikschnips, aber noch lebte der Gremlin. Korakai kniff den Schnabel unwirsch zusammen. Shiro hastete hinter dem Flüchtenden her und ebenso Lorcans Wolf. Niruun biss den Jin-Kin in die Hacken, und der brach tot zusammen.

Die beiden eingeschüchterten Einwohner waren erleichtert und plapperten drauf los. Sie hatten die die Gremlins betrunken machen, um dann flüchten zu können. Aber die die Monster wären nur immer aufgedrehter gewesen. Es war wirklich Yu-Li Sanmi. Der junge Mann stellte sich als Yu-An vor. Aber auf genaues Befragen kam heraus, dass seine Großmutter die Großmutter Hu wäre, und sein Onkel der Hauptmann der Wache, Zheng-Peng. Also war er ein Hu, genauer Hu Le-Long. Er druckste herum, dass die Familie seiner Angebeteten, die traditionelle Familie Sanmi, wohl gegen den Bund.

Also wollte das geheime Liebespaar die Gelegenheit nutzen, um durchzubrennen. Tsukiko als Späße liebende Kitsune war entzückt von der Idee, aber der Rest der Gefährten war absolut nicht davon angetan. Das wäre nicht nur ungehörig und unhöflich, sondern auch viel zu gefährlich. Also fand sich ein Kompromiss. Sie würden zu einer Jagdhütte außerhalb der Stadt Weidenau flüchten. Mitnehmen würden sie ihre kompromittierenden Liebesbriefe und den hier aufgefundenen Schmuck. Den hatten die Jin-Kin zum größten Teil zusammen geklaut. Shiro fand aber eine Halskette, die seiner Familie gehörte. Auch ein zweites Kleinod, ein Ring, gehörte wem anderes. Den wollte Shiro aufbewahren, bis sie den Besitzer gefunden hatten. Aber der Rest war der Familienschatz der Sanmi, den konnte die Tochter ruhig aufbewahren.

Plötzlich witterte Daji in der Luft. Die Füchsin roch etwas. Auch Tsukiko roch etwas etwas und dann die anderen. Shiro roch nach Knoblauch. Und es wurde stärker. Bald roch es sehr intensiv nach verdorbenem Knoblauch. Es war der gefundene Ring, der offenkundig verflucht war. Der Ring klebte jetzt an dem Champion fest und kündigte ihn an. Vielleicht war es ja seiner einschüchternden Aura noch zuträglich. Aber irgendwas mussten sie hier unternehmen.
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A

Beitrag von Stefanie »

Aber zum Glück bekamen sie den Ring doch noch vom Finger des Champions. Dieses Mal war es noch einmal gut gegangen.

Frieden der Kappa

Der Besitzer des Badehauses wusste ihnen zu berichten, dass die Kappa von oben bis unten mit Blut und Pferdemist besudelt waren. Höchstwahrscheinlich hatten sie von den Pferdekadavern gefressen. Sie wollten sich höflich mit den Schildkröten unterhalten. Aus dem Garten der Sanmi hatten sie frische und einlegte Gurken mitgenommen. Lorcans Gurke wurde auch freundlich aufgenommen.

Die Kappa waren von Mo Doqin eingeladen worden, mit ihnen zusammen die Stadt zu erobern und sie sich satt fressen könnten. Das hatten die Kappa auch im Stall getan. Aber dann sahen sie nach und nach das Chaos.

Und sie waren nicht einverstanden mit den Zielen des Mo Doqin. Der Mo Doqin war der Anführer der Monster und hatte einen Hals, den er sehr lang strecken konnte. Er residierte im verlassenen Teehaus. Also hatten sie sich verschämt abgesondert. Und wollten jetzt auch wieder zurück zum Gourd-See im Osten von Weidenau. Die Helden waren herzlich eingeladen, dort im See mit ihnen zu schwimmen und schöne Wettbewerbe zu treiben. Als Entschädigung für die Unannehmlichkeiten übergaben die Kappa ihnen eine Perle. Shiro gab ihnen dafür einige frische und eingelegte Gurken.

Der Wendehals

Laut der Beschreibung der Kappas war der Oberschurke Mo Doqin ein Rokurokubi. Ein sogenannter Wendehals. Rokurokubi entstehen, wenn Sterbliche für eine Missetat verflucht werden. Oft ist der Verfluchte jedoch nicht derjenige, der die Straftat begangen hat, sondern dessen Kind oder Ehepartner. Der Fluch verwandelt die Person im Schlaf langsam in einen Rokurokubi. Zuerst streckt sich ihr Hals oder löst sich sogar ganz ab, damit ihr Kopf frei herumwandern und einfachen Unfug treiben kann, wie Nachbarn oder Tiere zu erschrecken.

Der Schläfer kann am nächsten Morgen aus einem verschwommenen Traum erwachen, in dem er das Öl aus nahe gelegenen Laternen trinkt, nur um festzustellen, dass diese tatsächlich leer sind. Es gibt nur eine kurze Zeit, in der der entstehende Rokurokubi noch gerettet werden kann, indem der Fluch aufgehoben wird, aber schon bald sind sie vollständig verzehrt und können nie wieder schlafen. Die meisten Rokurokubi verzweifeln an ihrem Zustand und versuchen, ihren Kummer im Alkohol zu ertränken oder einfach außer Sichtweite zu bleiben.

Einige wenige ruchlose Rokurokubi fügen sich in ihr Schicksal und versuchen, ihre Macht zu vergrößern, indem sie sich dem Fluch vollständig unterwerfen. Dadurch erhalten sie die Fähigkeit, mächtige okkulte Zauber zu wirken, werden aber unweigerlich noch böser.

Der Mo Doqin hatte ein größeres Haustier, vielleicht einen Skor-pion namens Stingi. Und er hatte noch einen Kumpanen dabei, eine riesige Kröte namens Warzi. Die sollte so groß sein wie ein Reitpferd.

Hima Wari kam auf die leuchtende Idee, zunächst Gegengifte zu erwerben. Die gab es rein zufällig bei der „Hand des Frühlings“. Dort gab es Gegengift-Dosen zu einem halbwegs erschwinglichen Preis. Sie gaben ein erbeutetes Silberzepter in Kauf.

Das kobaltblaue Teehaus

Das Teehaus stand seit einem Jahr verlassen, seitdem die Hautevolee der Holzherren das Städtchen Weidenau verlassen hatte. Es lag leicht nördlich der Innenstadt. Die Helden wussten, dass hier auch Bürger gefangen waren. Es handelte sich um ein zweistöckiges Haus, an dem sich hinten ein kleiner niedriger Anbau befand. Durch die Bleikristall-Fenster konnten sie drinnen schemenhaft Personen erkennen.

Die Tür am Anbau hinten war mit einem dicken Vorhängeschloss verschlossen. Also nahmen sie die Vordertür und öffneten sie leise. Die einst fein lackierten Wände waren mit Kratzern übersäht. An der Theke und im Raum kompletter Vandalismus. Nur im Osten stand ein Tisch säuberlich mit Geschirr, wie vorbereitet auf Gäste. Weiter im Raum entpuppte sich ein dreckiger Wäscheberg als riesige dösende Kröte. Weit nach Norden, hinter der Theke, sahen sie einen kurzen Gang mit einem Doppelofen. Dahinter sahen sie eine Türe, ebenfalls mit einem Vorhängeschloss versehen war. Das war wohl der Anbau.

Sie schlichen betont leise in das Teehaus, aber natürlich knarzten die Holzdielen. Aus dem hinteren Raum, mit Schiebetüren versehen, erklang eine Stimme „Beruhig Dich, Warzi, ich bring Dir gleich das Essen…“ Lorcan eröffnete den Kampf und warf ein Säure-Wattebäuschen. Sein Bogen zeigte schon mehr Wirkung. Hima Wari stob auf hastigen Wurzeln nach vorne, unterstützt von Shiros inspirierender Marschall-Haltung. Korakai warf eine Kältephiole und ließ das kämpfende Paar frösteln. Tsukiko wiederum nahm eine zerbrochene Teetasse und wirbelte es auf den warzigen Leib. Sie traf sehr tief. Dafür biss die Kröte ganz heftig nach der kleinen Leshi, konnte sie aber nicht verschlucken.

Nun tauchte hinten der Rokurokubi auf und versuchte einen Zauber. Und von der Treppe herab wieselte Stingi, der Skorpion. Lorcan begab sich hinter der Theke in Trance und bereitete einen gewaltigen Zauber vor. Hima Wari hämmerte ihre Äste gegen die Kröte, die endlich tot zu Boden fiel, und gleich darauf auf den Skorpion. Auch Stingi hatte schon bessere Tage gesehen. Eine weitere Teetassenscherbe von Tsukiko, und auch das Haustier lag am Boden.

Rokurokubi

Der Mo Doqin trampelte ziemlich ungehalten durch die Möbeltrümmer, die seine Jin-Kin hinterlassen hatte. Aber er kam mit seinem ungeheuer langen Hals immer näher und warf sehr scharfe Worte gegen die Hexe, denn er hatte wohl mitbekommen, dass Tsukiko sein Haustier und seinen Kumpel vermöbelt hatte. „Fluffy fass!“

Lorcan hatte inzwischen genügend Elektrizität aufgebaut und warf einen donnernden Blitz auf den Rokurokubi – und erwischte gleich noch den kleinen Marder, der im Ärmel des Oberschurken lauerte. Fluffy Schnurrbart hätte zu gerne den Helden die Eingeweide herausgerissen. Bösartig waren die redseligen Monster hier allesamt.

Hima Wari lief, hüpfte und sprang auf den Wendehals zu. Aber der schleuderte seinen langen Hals, die Zähne schnappten nur knapp daneben. Der peitschende Arm der Leshi traf umso besser.

„Du hast unserer Stadt Unheil gebracht!“, brachte sie anklagend vor.
Der Mo Doqin säuselte, „Mit Vergnügen!“

Aber der Rokurokubi sah schon ganz schön zerfleddert aus. Einigen Angriffen konnte er noch ausweichen, aber Hima Wari schlug ihm schließlich den Kopf ab.

Die Helden gönnten sich eine kurze Atempause, um ihre Wunden zu lecken. Es galt noch einiges zu erforschen hier im alten Teehaus.
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Stefanie
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Re: Season of Ghosts - Pathfinder 2 bei Timur - Woche A

Beitrag von Stefanie »

Sie atmeten kurz durch und erkundeten das alte azurblaue Teehaus. Wo der Rokukokubi herausgetreten war, befand sich früher ein prachtvoller Banquetsaal. Jetzt war es ein Drecksstall, in dem Haufen von Leichen zerstückelt oder halbverdaut herumlagen und teilweise von der Decke an Seilen hingen. Der Mo Doqin mochte keine Langeweile und liebte Veränderungen. Als sie seinen Leichnam durchsuchten, fanden sie endlich den schweren Schlüssel für die Vorratskammer. Hier befreiten sie gleich zwölf verängstigte und nun überglückliche Einwohner Weidenaus.

Reputation = Einflusspunkte

Großmutter Hu am Nordhang 10
Der alte Matsuki am Südufer 9
Die Familie Sanmi -1

Die Enkel von Grußmutter Hu aus der Jin-Kin-Falle gerettet - Nord 1
Familie Hai-er gerettet und vereinigt - Nord 1 - Süd 1
Dämmer-Brücke ausspioniert - Nord 1 - Süd 1
Brücke befreit - Nord 1 - Süd 1
Ewige Laterne angezündet - Nord 1 - Süd 1
Gefängnis Wachen befreit - Nord 1
Gefängnis Einwohner befreit - Süd 1
Romeo & Julia geholfen - Süd -1
Familie Sanmi befreit und in Sicherheit gebracht - Süd 1
Grauen Schlächter besiegt - Nord 1 - Süd 1
Teehaus befreit - Nord 1 - Süd 1
Mo Doqin besiegt - Nord 1 - Süd 1
Leichen würdig behandelt - Nord 1 - Süd 1

Die Ruhe nach dem Sturm

In den nächsten Tagen hatte Weidenau Zeit, Luft zu holen. Es waren die Toten zu beerdigen, Wunden zu heilen, die Schreine und Häuser zu säubern. Am Südufer und am Nordhang wurden würdevolle Totenumzüge durchgeführt.

Am dritten Jin Li halfen die Helden wieder bei Beerdigungen. Da tauchte gegen Mittag ein Fremder mit einem Pferdekarren auf. Der Händler baute seinen Stand auf dem Theatervorplatz auf. Dort auf der Bühne spielte die fahrende Schauspielerin Momiji, um auch ihren Beitrag zum Wiederaufbau zu leisten. Deren Eule Tsukiko beäugte den lauten Raben des Händlers Asahina Shinzo. Es gab nun wirklich viel Federvieh in Weidenau. Und damit war jetzt nicht Korakai gemeint.
Beim Aufräumen im azurblauen Teehaus fanden sich einige Unterlagen. Dem Teehaus ging es nach dem Wegzug der Holzbarone nicht gut. Darunter war auch der letzte Wille des einstigen Besitzers Qing Mai-Lai, einer exzentrischen Aristokratin. Sie stellte dem zukünftigen Erben eine gefährliche Bedingung. Es seien zwei Perlen in Fumeiyoshis Augen zu finden. Damit waren die kleinen Teiche in den nordwestlichen Wäldern gemeint. Sie waren dem Gott des Neids und der Eifersucht gewidmet. Die Verstorbene wollte Mut und Hingabe sehen. Der Druide Lorcan wusste, dass es dort am Ufer Jagdspinnen gab.

Was tun?

• Da war das Verschwinden von Gouverneur Lu-Wang mitsamt seinem Haus.
• Dann war die Hässlichsüße, also die steinerne Spinne verschwunden. Hier suchten aber schon die Jäger mit Sumika
• Großmütterchen Hu bat eindrücklich, Nachricht nach Karahai zu bringen. Es war der nächste befestigte Ort am östlichen Geistermeer. Das war dann auch Shiro als Stadtwache sehr wichtig.
• Romeo und Julia - Yu-Li Sanmi und Hu Le-Long – waren zu vereinigen (vermutlich gegen den Willen der beiden Familien).
• Choe Chung-hu von den Mühlhäusern wünschte den Schrein der Göttin Desna zu verlegen. Die Dame der Träume, der Reisenden, Glück und Sterne wurde in den nördlich gelegenen verlassenen Anwesen der alten Holzbarone verehrt. Und im Süden wäre doch ein viel besseres Plätzchen. Tsukiko aber wusste, dass der einsame Schrein von einem Geist bewacht wurde.
• In den Teichen von Fumeiyoshi waren Perlen zu suchen, um so das azurblaue Teehaus zu erben. Hier schlug Tsukiko vor, sich doch der Hilfe der Kappa zu versichern. Hier ließen sie das Testament vom örtlichen Rechtsversteher Lu Xiang prüfen.
• Und dann war da noch der Ursprung all der Monster – woher kamen sie? Was wollten sie?

Aktuell hatte Weidenau keinen Gouverneur. Das beunruhigte Großmutter Hu immens. Es sollte dringend ein neuer von der Regierung Shenmen geschickt werden. Der wäre dann auch zuständig für die Ausgaben beim Wiederaufbau der Stadt Weidenau. Hinter vorgehaltener Hand wurde berichtet, dass Großmutter Hu das ansonsten wohl an den Hacken hätte. Andererseits mochte es gut sein, dass vielleicht befohlen wurde, den neuen Gouverneur aus der emsigen Familie Hu zu erwählen. Der alte Matsuki wiederum wollte erst einmal die eigene Macht von Weidenau stärken und auch die Traditionen bewahren.

Geschichten aus Weidenau

Warum mochten Nord und Süd sich nicht? Gut, im Norden waren die Fortschrittlichen und im Süden die Traditionalisten. Aber da gab es auch Einzelschicksale wie das von Ba-Ming Ouh, der Hohepriesterin der Daikitsu am Südufer. Hima Wari kannte die Priesterin schon lange, denn sie war in deren Garten als Holzstecken gewachsen. Und mit ihr hatte sie auch ihre Streiche gespielt, wo sie vor allem der Stadtwache am Nordhang unangenehm aufgefallen waren.

Der Familie Ouh war einst übel mitgespielt worden. Sie hatten doch nur Farmen am Südufer geholfe. Aber dann wurden der Familie Verbrechen unterstellt. Die Mutter konnte Ba-Ming noch in allerletzter Not im Neun-Ohren-Schrein verstecken, dann wurden sie und ihr Mann verhaftet und schlussendlich verurteilt – natürlich am Nordhang. Am Südufer wurde vermutet, dass man ihnen da Dreck in die Schuhe geschoben hatte und eh alles abgekartet war. Die Eltern wurden dann auch bei den „Knochen der Vergessenen“, dem nördlichen Friedhof bestattet. Dort beerdigte man die nicht so angesehenen.

Shiro wollte nun, wie von Großmutter Hu dringenst erbeten, nach Karahai reisen. Tsukiko bremste aber und wollte lieber die Herkunft der Monster erforschen. Denn da waren sie womöglich gerade noch gar nicht so sicher. Sicher war, dass die Angreifer aus Richtung der südlichen Wälder gekommen waren. Bei den äußeren Häusern war gar nicht viel passiert. Erst im Umfeld der Brücke hatte die Zerstörung begonnen. Gurglegut hatte die drei Münzen aus der Ewigen Laterne gestohlen, um deren Macht zu erhalten. Doch dem war gar nicht so. Aber so war der Schutz auf Weidenau fort, und die Monster waren durch Nordhang marodiert, hatten bald die Stadtwache dezimiert. Die Obermonster hatten sich im verlassenen Teehaus niedergelassen und genossen dort die Einwohner – als Mahlzeit. Dazu gab es nachts den Blutmond und tagsüber den Nebel. Das Obermonster Mo Doqin hatte Kontakt zu den Kappa am östlich gelegenen Kürbis-See. Aber wie das alles zusammen hing, blieb völlig rätselhaft. Und da war der alte Kinderreim, wo sicherlich ein Körnchen Wahrheit lag.

Eins, zwei - Nebel kommt vorbei…
Drei, vier – schließ ab Deine Tür ...
Fünf, sechs – Sommer Schleim und Dreck …
Sieben, acht – schlaf nicht ein bei Nacht …
Neun, zehn – Blutmond Geisterfeen - oh weh!“


In die Hinterlande

Die Helden fanden einen Konsenz und zogen den Celia Fluss hinunter und weiter nach Osten den Duyie Fluss entlang. Großmutter Hu hatte ihnen Pferde gestellt. So wollten sie schon am Abend bei der Festung Karahai sein. Ihr erstes Ziel war der Kürbis-See. Dort wollte Tsukiko gerne die Kappa besuchen für Informationen über den Rokurokubi und vielleicht auch Wissen über die Fumeiyoshi-Teiche sowie eine Suche nach gewissen Perlen. Als Gastgeschenk hatten Hima Wari und Tsukiko Möhren gesammelt.

Es war ein lauer Sommertag. Der Kürbis-See lag ruhig vor ihnen. Er war sehr flach, aber auch breit. Es zeigte sich, dass die Kappa nur am sumpfigen Seeufer zu finden waren. Das wäre nun wirklich ein großer Umweg, denn die nächste Brücke lag weit im Südwesten am Libellen-Bach.

Dafür war jetzt keine Zeit, also ritten sie weiter am Seeufer entlang in Richtung Karahai. Es war inzwischen bewölkt, regnete aber nicht. Wo der See eine Krümmung machte, öffnete sich ein weites Tal. Eigentlich sollte jetzt schon das Meer der Geister und die Festung Karahai sichtbar werden.

Aber nun senkte sich Nebel herab, und schnell fiel die Sicht auf kaum mehr als drei Meter. Die Pferde schnaubte sichtlich nervös. Sie ritten aneinander gedrängt weiter durch den dichten Nebel. Nach kurzer Zeit wurde die Sicht wieder besser. Aber mit Verwunderung stellten sie fest, dass sie sich wieder am Ausgangsort befanden.

Der Nebel war wirklich unheimlich schnell gekommen und wieder verschwunden. Sie wagten weitere Versuche und erhielten immer dasselbe Ergebnis. Korakai und Tsukiko spürten im Nebel Magie wirken. Langsam tastete sie sich nach Norden weiter und wurden mehr und mehr in den Wald abgedrängt. Der Gipfel der Grünen Seide lag weiter im Westen. Der Nebel ergab eine grob gerade Linie von Süd nach Nord. Der Weg nach Karahai war ihnen versperrt. Langsam wurde es dunkel, und drohende Wolken zogen sich zu. Lorcan wusste, dass weiter im Norden die ausgebrannten Ruinen des Kanarienvogel-Gasthauses lagen. Gelang es ihnen noch rechtzeitig, hier Schutz zu finden?
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