Wie gefangen, so entkommen
Es war dunkel in der Bilge. Die „Antoinette“ schaukelte in der karibischen See. Die Gefangenen hatten keine Ahnung, wie lange sie im Bauch des Schiffs gefangen waren. Endlich legte das Schiff an. Sie bekamen einen Sack über den Kopf und wurden an Land getrieben. Erst in einem Haus, einer Art Käfig von fünf mal zehn Metern Länge, wurden ihre Fesseln gelöst und sie erlangten ihr Augenlicht wieder. Auch hier war es ziemlich düster, der Gestank der Angst durchdrang hier alles. Neben den Gefährten waren hier die überlebenden Portugiesen eingesperrt sowie ein Dutzend Dunkelhäutige. Alle waren sie furchtsam und sprachen unverständlich. Alle, bis auf eine ältere Frau, die sie lächelnd ansah.
„Willkommen bei den Entmenschlichten – in der Sklaverei…“
Iyabode Olubayu Chukwuyelu hieß sie, wurde aber meist nur die „alte Iya“ geheißen. Sie war schon oft von den Sklavenplantagen ausgebüchst, aber der Finster eMann hatte sie immer wieder eingefangen. Ja, sie wusste, wo sie hier waren. Sie befanden sich in einem Sklavenhaus am Rand von Willemstad. Dann lächelte sie wieder.
„Aber Ihr kommt nicht auf die Plantage.
Irgendwer wird Euch freikaufen.
Und dann werdet Ihr ewig in dessen Schuld stehen…“
Von den Aussichten nicht erbaut sahen sich die Jäger an. Schon sprach sie der elegant gekleidete, aber nun etwas derangierte Portugiese an. Gomez, Amilear Gomez, Medico. Seine Brille hatte gelitten, ein Glas war gesprungen, und die Bügel hingen schief. Erst beäugte er sie misstrauisch, da sie ja offensichtlich mit den Piraten gemeinsame Sache gemacht hatten. Aber die Jäger verneinten das vehement. Dann wurde er offener. Der Rachegeist, also der Werjaguar, war wohl wirklich der Kapitän der „Arabella“ gewesen. Er, Gomez, sei der Schiffsarzt, gebürtig in einem Dorf in Südamerika. Aber seine Situation empfand er auch nicht als optimal.
Leon fragte höflich, und Gomez reichte ihm die zerbrochene Brille. Der Tüftler hatte eine Idee und bog einen der Brillenbügel, um so das Käfigschloss zu knacken. Aber die alte Iya hielt ihn zurück. Tagsüber gab es zu viele Wachen. Tatsächlich kam zur Dämmerung eine Wache mit einem einzelnen Wasserkrug für die mehr als zwei Dutzend Gefangenen. Dann wurde es ruhiger.
Am späten Abend gelang es Leon dann tatsächlich, mit dem einen Brillenbügel das Schloss zu öffnen. Alice schlich durch das Barackengebäude. Hinter der Käfigtür lag ein kurzer Vorraum mit einer Holztüre. Diese führte zu einem Gang. Rechts endete er an einem kleinen Fenster, durch sie in der Ferne die Straßenbeleuchtung von Willemstad sehen konnte. Nach links zog sich der Gang an weiteren vier geschlossenen Türen bis zum halb offen stehenden Ausgang. Draußen hörte sie zwei spanische Wachen plaudern. Da vorne am Eingang war Stille angesagt. Also erkundete sie zunächst die ferneren Türen. Hinter der ersten befand sich ein weiterer Käfig – leer. Die zweite Tür war ihre Goldgrube. Hier fand Alice allerhand Bündel, unter anderem ihre Habseligkeiten.
Ausgerüstet schlichen die Jäger zum Ausgang der Baracke. Zwei Säbelhiebe von Francis und Alice, dann zogen sie die Leichen der Wachen in den Gang hinein. Dabei erkannten sie, dass sie sich in einem hell erleuchteten Innenhof mit weiteren Baracken befanden. Immer wieder gab es Patrouillen mit drei Wachen. Sie zogen sich ins Haus zurück und öffneten die letzten Türen. Ein Raum war leer, aber im zweiten fand sich ein Käfig mit weiteren Dunkelhäutigen.
Alle wollten nun raus. Nur die alte Iya nicht: „Ich bin zu alt, um noch einmal gefangen zu werden…“ Die Jäger organisierten die Flucht – durch das kleine Gangfenster in die dunkle Nacht. Es war ein ziemliches Gedrängel. Einer nach dem anderen kletterte hinaus, die Jäger mittendrin. Sie hasteten schon zu den nächsten Häusern, als hinter ihnen die Alarmpfeife ertönte.
Ein Schiff wird kommen
Sie schlichen sich durch die Außenbezirke bis zur „Java-Hure“. Dort wurden sie von der Quartiermeisterin Coral und fünf Ex-Sklaven empfangen mit einer Botschaft. Ein gewisser John Maluba hatte nach ihnen gefragt. Nach etwas Verwirrung wurde ihnen klar, es musste der Begleiter des Salzhändlers de Jong sein. Aber jetzt wollten sie erst einmal essen und trinken, baden und schlafen. Für Medico Gomez fand sich eine neue Brille.
Am nächsten Morgen hörten sie beim Frühstück die sensationelle Nachricht: „GROßER SKLAVENAUSBRUCH!“ Na so was. Sie machten sich schnell zum Salzhändler auf. Auf dem Weg begegneten sie mehreren hektischen Patrouillen, aber sie als Gutgekleidete blieben unbehelligt. Im Hof des Kaufmanns de Jong herrschte reges Treiben. Er hatte von ihrer Begegnung, ihrem Kampf mit dem Bacalou gehört und war beeindruckt. Er hieß sie herzlich willkommen bei der „Vrijheid Beweging“ – so hieß die niederländische Freiheitsbewegung.
De Jong hatte ein Schiff, die „Prosperity“. In dessen Rumpf waren dreißig Sklaven verborgen, die dringend aus Willemstad hinausgeschleust werden mussten. Wenn den Jägern das gelang, bliebe das Schiff ihrs. Freudig schlugen die Jäger ein.
Coral besorgte Proviant. Leon endlich eine neue Muskete. Auch wurde Medico Gomez angeheuert. Von Davy Jones erzählten sie nichts. Aber der Rest stimmte ja, sie suchten einen gewaltigen Schatz und wollten zunächst die Andromedusen finden. Im Hafen überreichte Kaufmann de Jong dem neuen Kapitän Francis Marlowe die Schiffspapiere. Und die Jäger betraten ihr neues Schiff.
Die „Prosperity“ war ein Schoner. Ein Zweimaster mit Gaffeltakelage, knappe 30 Meter lang. Schnell und wendig, dazu mit geringem Tiefgang. Der Schoner benötigte nur eine kleine Besatzung. 1728 war er in den nordamerikanischen Kolonien gebaut worden und diente zunächst als Postschiff. Zwei Anker gab es an Bug, den aber keine Galionsfigur schmückte. Aber jemand hatte das sonst schmucklose Schiff geschmückt mit der Malerei einer Frau mit Füllhorn und Goldmünzen. Nomen est Omen. Zwei Kanonen in Form von Halbpfünder Drehbassen und ein kleines Ruderboot vervollständigten die Ausstattung.
Es war weiterhin schwer, mit den befreiten Sklaven zu kommunizieren. Zum Glück lernten sie den Ex-Sklaven Joseph Abeodun Adeissa kennen, von allen „Papa Joe“ genannt. Er halt beim Übersetzen. Schnell hatte man sich mit ihrer mitgebrachten Mannschaft arrangiert. Ohne Zwischenfälle verließ Kapitän Francis Willemstad und Curacao. Er ließ Segel setzen.
ENDE KAPITEL I und ein erster Ausblick auf St. Thomas.
Aber wohin nun mit den geretteten Sklaven? Die Jäger schlugen die nahe Insel Bonnaire vor, wo ja ihr Gefährte Inamocu her stammte. Aber diese winkten ängstlich ab. Das war viel zu nah beim Finsteren Mann. Das eigentliche Ziel der Jäger, St. Thomas, klang schön exotisch und war weit, weit weg.
Vier Etappen dauerte ihre Reise bis in den Hafen von Charlotte Amalie, der Hauptstadt der Insel St. Thomas. Sie gehörte zu West-Dänemark und sollte den Gerüchten nach von gefährlichen Gewässern mit Meeresungeheuern umgeben und von Piraten bewohnt sein. In der Hauptstadt befand sich die Arena des Meeres. Die Familie Ottearmet (dänisch für vielarmig) beherrschte im Hintergrund den Handel mit der Wundersubstanz Abysol. Neos Vision hatte sie hierhin geführt auf der Suche nach den Andromedusen.
St. Thomas entpuppte sich als Inselparadies mit malerischer Bucht, hübschen Häusern, einem hohen Kirchturm und einem klobigen Palast. Über den Gassen befand sich mit Hängebrücken verbunden eine weitere krude Passageebene. Hier wehte der Atem der Freiheit, frohlockte Francis und träumte schon von weiteren, größeren, nein riesigen Schiffen. Einstweilen bezogen sie Quartier in der Herberge „Zum Papagei“. Der letztere war aber ausgestopft.
HeXXen II: Davy Jones‘ Kiste – bei Frank W. - Woche B
Moderator: Vorstand
Re: HeXXen II: Davy Jones‘ Kiste – bei Frank W. - Woche B - 09.09.24
Eine frische Zeitung
Was sollten sie nun mit oder besser für die befreiten Sklaven anstellen. Die Reise über die karibische See hatte gezeigt, dass diese keine Seebeine hatten. Kapitän Francis fragte allerdings Papa Joe, ob er nicht weiter mitreisen wollte – als Übersetzer und so. Für den Rest wollten sie auf der Insel schauen, wo sie sie unterbekommen konnten.
Am nächsten Morgen erkundeten die Jäger die Hauptstadt Charlotte Amalie. Es gab neben dieser Stadt nur kleine Ansiedlungen. Neben Dänen lebten hier viele Engländer. Neo fand heraus, dass es keine ausgewiesene Voodoo-Gemeinde, aber sicherlich vereinzelte Anhänger. Amando wurde erklärt, dass es allerhand kleine Kirchen verschiedener Glaubensrichtungen gäbe – sowohl katholisch als auch protestantisch.
Francis horchte herum, dass Sklavenhändler nicht wohl gelitten waren. Gouverneur Sigmund Siewer hatte hingegen Freibeuter in die Stadt gelassen und gab selbst Kaperbriefe aus. In den Kaschemmen wurden viele Geschichten weitergetragen über berühmte Piraten. Beispielsweise über Mary Read und Anne Bonny, offiziell auf Jamaika hingerichtet. Aber sie waren schwanger, also durften sie ihre Kinder gebären. Die Kinder nun sollten als dunkle Geister die Karibik heimsuchen.
Leon fragte nach den Andromedusen. Aber die gab es hier nicht. Vielleicht wussten ja die Monsterhäscher von St. Thomas mehr – oder vielleicht jemand in der Arena Nautica, einen halbe Stunde Fußmarsch über den dschungeligen Berg am Nordstrand. Zu Davy Jones gab es nur die üblichen Spukgeschichten. Man musste ihn nur drei Mal beim Namen rufen, dann würde er kommen. Und wenn man ihm ein passendes Angebot machte, machte er auch einen lukrativen Handel. Alice horchte für die Sklaven herum, aber es gab hier auf dieser kleinen Insel keine großen Verdienstmöglichkeiten. Das würde schwierig werden. Zum Glück schien es auf St. Thomas keine Hexen zu geben. So war sie einstweilen in Sicherheit.
Salon de Abyssol
Schwierig wurde es auch, als bei den Erkundigungen die Geldbörsen gestohlen wurden von Alice und Francis. Jaja, der Duft der Freiheit. Apropro Duft. Nach einem guten Imbiss schlenderten sie an einem edlen Bürgerhaus vorbei. Weißer Dampf stieg aus den mit Vorhängen verhängten Fenstern – es roch exotisch und verführerisch. „Salon de Abyssol“ stand auf einem Schild. Das war das Domizil der Herrscherfamilie Ottearmet – die Vielarmigen.
Neugierig, wie Jäger nun einmal wagen, klopften sie. Das Innere war voller roten Samt und üppigen Trotteln. Ein livrierter Diener kassierte üppige fünfzehn Gold, was sie daran erinnerte, dass sie noch keine einzige eigene Golddublone ergattert. Francis wurde schon langsam mürrisch, weil es einfach zu lange her war, dass er einen Schatz vergraben hatte. Sie hingen am Goldtropf von Davy Jones persönlich.
Eine Tür öffnete sich zu einem großen Salon, von Lichtern in Glaskugeln in ein schummriges Licht getaucht. Überall gab es gemütliche Sitzgelegenheiten, wo Leute aus Wasserpfeifen rauchten, plauderten oder einfach nur kicherten. Die Hausdame, Daphne, empfing sie. Sie war eine sehr einnehmende Person mit rotem Haar und einem hübschen Kleid. Sie pries den schottischen Highland-Whisky an oder oder auch exquisiten Kaffee oder eine schmackhafte Trinkschokolade. Sie umgarnte ihre neuen Gäste sehr gekonnt. Nur ganz hinten im Oberstübchen meldete sich ein Stimmchen, dass etwas besonders war. Kurz grübelte Alice, ob sie vielleicht eine Hexe wäre. Aber rote Haare waren dann doch zu klischeehaft, auch wenn sie selbst welche verbarg unter ihrem Seefahrerkopftuch.
Aber schon hatten sie ihre eigene Sitzecke mit ausladenden Plüschkissen. Die Getränke wurden gereicht sowie eine Wasserpfeife mit fünf Mundstücken. Die Feinschmecker erschmeckten einen guten, aromatisierten Tabak – und etwas mehr. Es ließ sich sehr angenehm an, entspannend, endlich einmal abschaltend nach den ganzen Strapazen.
Der Duft des Meeres
Leon bemerkte verwundert, dass die weißen Leuchten langsam rötlich wurden und von roten Krebsen umkreist wurden. Francis wiederum vermochte nicht mehr der Unterhaltung zu folgen, da so langsam alle nur noch Blubber von sich gaben. Alices Kopf ruckte nach hinten, als alle Besucher plötzlich Fischköpfe hatten. Amando interessierte das nicht, denn er plauderte mit einem Schwarm neugieriger Goldfische. Neo schaute die anderen an, wie sie ihre Fassung verloren. Dann bekam er plötzlich keine Luft mehr. Ein sehr unangenehmes Gefühl, was zum Glück nur von kurzer Dauer war. Dann war alles wieder in Ordnung, und er bekam einen Lachanfall.
So langsam wurde die Szenerie wieder normal. Nun nahm Amando einen zweiten tiefen Zug und schaute verwundert zu Leon, wieso der mit einem Male eine Krebsschere als Hand hatte. Alice wiederum hatte der Entdeckergeist gepackt. Sie hantierte am Verschluss der Wasserpfeife und besah sich den rauchend glühenden Klumpen Tabak. Alsbald glitt Daphne hinzu und erläuterte ihr den reinsten Tabak, der nur eine Prise Traumessenz beinhalten würde. Was man da sah, wurde von den kürzlichen Erlebnissen geprägt.
Francis zog es vor, sich lieber dem hervorragenden Whisky zu widmen. Der Rest genoss den angenehmen Rauch, aber die phantasievollen Erscheinungen wurden langsam weniger. Ihnen fiel auf, dass Daphne immer wieder von der Bar zu ihnen speziell herüber sah. Ob sie etwas von den Jägern wollte?
Dann war die Pfeife leer und die Gläser ebenso. Daphne glitt wieder zu ihnen, ob es ihnen wohl gefallen hätte. Gerne würde sie sie wieder als Gäste haben. Die Gäste bedankten sich herzlich für die wunderbare Erfahrung, die das teure Geld gewisslich wert gewesen war. Und ob die Gäste denn noch weitere Fragen hätten?
Wie war das mit den Andromedusen. Ja, das wäre wohl eher ein nautisches Thema. Während das Seebein Francis noch grübelte, wie Daphne es gemeint haben mochte, war es dem Rest schon klar – alles deutete hin auf die Arena Nautica. Weiterhin empfahl sie die Jäger an die Monsterhäscher. Tatsächlich war es eine Gruppierung, die sich auf die Jagd nach Seemonstern spezialisiert hatte. Das Thema schien der Hausdame sehr nah zu gehen, aber sie versuchte es zu überspielen. Die Monsterhäscher wären zerlumpte Gestalten, ziemlich abgebrüht und mit schlechten Manieren. Ihr Domizil war eine kleine Bucht östlich der Stadt. Daphne warnte sie noch, dass deren Dienste nicht ganz günstig seien.
Der Zirkel der Mechanisten und ein Unfall
Am nächsten Morgen machten sie im Hafen einen Spaziergang. Leon bemerkte die Messingkörbe, die regelmäßig an den Hauswänden angebracht waren. Sie enthielten milchige Glasbälle. Eine Frau, mit dicker Glasbausteinbrille und in ein Lederkoller gekleidet, werkelte auf einer Leiter daran herum. Ein offener Werkzeugkoffer stand daneben. Die wohl wissenden Passanten machten einen weiten Bogen um die Frau.
Plötzlich gab es eine Explosion, alle wurden von einem gleißenden Licht geblendet. Der Messingkorb war schwer beschädigt, und die Frau lag am Boden. Aus dem geborstenen Glas kam weiß-gräulicher Rauch, und aus der Frau quoll aus mehreren tiefen Schnittwunden das Blut hervor. Leon zückte seine Mechanicus-Ausrüstung, die er immer trug und prüfte den Korb. Alice und der Rest kümmerten sich um die Verwundete. Glassplitter wurden vorsichtig entfernt aus Gesicht und Hals. Heilsalben aufgetragen und erste Verbände angelegt.
Leon untersuchte den Werkzeugkoffer mit Kennerblick. Ja, er war Sarbonik-artig. Eine Glasphiole interessierte ihn. Sie wirkte wie ein Heimzellenglas mit milchig-grünlicher Flüssigkeit. Er hielt das Fläschchen hoch, und die Flüssigkeit schwappte gemächlich. Da wurde ihm klar, dass Glas selbst war grünlich, und die Flüssigkeit selbst war irrisierend. Das passte nicht zum Heimzellenlicht – es sah nur so aus. Einstweilen legte er die Phiole zurück.
Während Alice gerade noch Verbände anlegte, kamen weitere Brillenträger hinzu zusammen mit einer Trage. Sie bedankten sich höflich bei den helfenden Jägern und stellten sich als „Zirkel der Mechanisten“ vor. Dann zogen sie aber kurz und knapp ab – mit der Verletzten und dem Werkzeugkoffer. Da konnte Leon nur noch sehnsüchtig hinterher sehen.
Die Arena Nautica
Jetzt am hellichten Vormittag zog es sie über den Dschungelhügel. Ein Trampelpfad führte hindurch. Und schon von der Hügelkuppe aus konnten sie die Arena erkennen. Auf dem nördlichen Sandstrand erhob sich zwanzig Meter in die Höhe eine runde Arena. Im Inneren konnten sie Stufenreihen an Sitzplätzen erkennen. Der Boden selbst war aber nicht erkennbar.
Als sie näher kamen, erkannten sie an der Konstruktion die gigantischen Knochen eines riesigen Seeungeheuers. Aufgefüllt war alles mit Schiffsteilen und Tauen. Überall gab es Schmuck in Form von Fischen oder gar Ungeheuern. Es gab zwei Tore, aber die waren verschlossen.
An einer Pforte prankte ein Aushang – „In zwei Tagen! Vorführung!“
Ein unerbetener Besuch aus dem Meer
Da hier am Strand ansonsten niemand war, machten sie sich zurück zur Stadt Charlotte Amalie. Kaum zurück im Hafengebiet und nahe dem „Papagei“, liefen ihnen schreiend Leute entgegen. Ein schreckliches Monstrum stieg aus dem Wasser und kletterte auf die Kaimauer. Es war gute drei Mann hoch und wohl ebenso breit und bestand aus Treibholz mit Tauen und Seetang verschlungen.
In seinem Innern leuchtete es grünlich. Krebse kletterten über die krude Konstruktion. Auf zwei stumpenhaften Beinen staksend zerstampfte es Fässer und Ruderboote. Dann trampelte es, knarzend und ächzend wie ein altersschwacher Kahn, auf die ersten Häuser zu.
Was sollten sie nun mit oder besser für die befreiten Sklaven anstellen. Die Reise über die karibische See hatte gezeigt, dass diese keine Seebeine hatten. Kapitän Francis fragte allerdings Papa Joe, ob er nicht weiter mitreisen wollte – als Übersetzer und so. Für den Rest wollten sie auf der Insel schauen, wo sie sie unterbekommen konnten.
Am nächsten Morgen erkundeten die Jäger die Hauptstadt Charlotte Amalie. Es gab neben dieser Stadt nur kleine Ansiedlungen. Neben Dänen lebten hier viele Engländer. Neo fand heraus, dass es keine ausgewiesene Voodoo-Gemeinde, aber sicherlich vereinzelte Anhänger. Amando wurde erklärt, dass es allerhand kleine Kirchen verschiedener Glaubensrichtungen gäbe – sowohl katholisch als auch protestantisch.
Francis horchte herum, dass Sklavenhändler nicht wohl gelitten waren. Gouverneur Sigmund Siewer hatte hingegen Freibeuter in die Stadt gelassen und gab selbst Kaperbriefe aus. In den Kaschemmen wurden viele Geschichten weitergetragen über berühmte Piraten. Beispielsweise über Mary Read und Anne Bonny, offiziell auf Jamaika hingerichtet. Aber sie waren schwanger, also durften sie ihre Kinder gebären. Die Kinder nun sollten als dunkle Geister die Karibik heimsuchen.
Leon fragte nach den Andromedusen. Aber die gab es hier nicht. Vielleicht wussten ja die Monsterhäscher von St. Thomas mehr – oder vielleicht jemand in der Arena Nautica, einen halbe Stunde Fußmarsch über den dschungeligen Berg am Nordstrand. Zu Davy Jones gab es nur die üblichen Spukgeschichten. Man musste ihn nur drei Mal beim Namen rufen, dann würde er kommen. Und wenn man ihm ein passendes Angebot machte, machte er auch einen lukrativen Handel. Alice horchte für die Sklaven herum, aber es gab hier auf dieser kleinen Insel keine großen Verdienstmöglichkeiten. Das würde schwierig werden. Zum Glück schien es auf St. Thomas keine Hexen zu geben. So war sie einstweilen in Sicherheit.
Salon de Abyssol
Schwierig wurde es auch, als bei den Erkundigungen die Geldbörsen gestohlen wurden von Alice und Francis. Jaja, der Duft der Freiheit. Apropro Duft. Nach einem guten Imbiss schlenderten sie an einem edlen Bürgerhaus vorbei. Weißer Dampf stieg aus den mit Vorhängen verhängten Fenstern – es roch exotisch und verführerisch. „Salon de Abyssol“ stand auf einem Schild. Das war das Domizil der Herrscherfamilie Ottearmet – die Vielarmigen.
Neugierig, wie Jäger nun einmal wagen, klopften sie. Das Innere war voller roten Samt und üppigen Trotteln. Ein livrierter Diener kassierte üppige fünfzehn Gold, was sie daran erinnerte, dass sie noch keine einzige eigene Golddublone ergattert. Francis wurde schon langsam mürrisch, weil es einfach zu lange her war, dass er einen Schatz vergraben hatte. Sie hingen am Goldtropf von Davy Jones persönlich.
Eine Tür öffnete sich zu einem großen Salon, von Lichtern in Glaskugeln in ein schummriges Licht getaucht. Überall gab es gemütliche Sitzgelegenheiten, wo Leute aus Wasserpfeifen rauchten, plauderten oder einfach nur kicherten. Die Hausdame, Daphne, empfing sie. Sie war eine sehr einnehmende Person mit rotem Haar und einem hübschen Kleid. Sie pries den schottischen Highland-Whisky an oder oder auch exquisiten Kaffee oder eine schmackhafte Trinkschokolade. Sie umgarnte ihre neuen Gäste sehr gekonnt. Nur ganz hinten im Oberstübchen meldete sich ein Stimmchen, dass etwas besonders war. Kurz grübelte Alice, ob sie vielleicht eine Hexe wäre. Aber rote Haare waren dann doch zu klischeehaft, auch wenn sie selbst welche verbarg unter ihrem Seefahrerkopftuch.
Aber schon hatten sie ihre eigene Sitzecke mit ausladenden Plüschkissen. Die Getränke wurden gereicht sowie eine Wasserpfeife mit fünf Mundstücken. Die Feinschmecker erschmeckten einen guten, aromatisierten Tabak – und etwas mehr. Es ließ sich sehr angenehm an, entspannend, endlich einmal abschaltend nach den ganzen Strapazen.
Der Duft des Meeres
Leon bemerkte verwundert, dass die weißen Leuchten langsam rötlich wurden und von roten Krebsen umkreist wurden. Francis wiederum vermochte nicht mehr der Unterhaltung zu folgen, da so langsam alle nur noch Blubber von sich gaben. Alices Kopf ruckte nach hinten, als alle Besucher plötzlich Fischköpfe hatten. Amando interessierte das nicht, denn er plauderte mit einem Schwarm neugieriger Goldfische. Neo schaute die anderen an, wie sie ihre Fassung verloren. Dann bekam er plötzlich keine Luft mehr. Ein sehr unangenehmes Gefühl, was zum Glück nur von kurzer Dauer war. Dann war alles wieder in Ordnung, und er bekam einen Lachanfall.
So langsam wurde die Szenerie wieder normal. Nun nahm Amando einen zweiten tiefen Zug und schaute verwundert zu Leon, wieso der mit einem Male eine Krebsschere als Hand hatte. Alice wiederum hatte der Entdeckergeist gepackt. Sie hantierte am Verschluss der Wasserpfeife und besah sich den rauchend glühenden Klumpen Tabak. Alsbald glitt Daphne hinzu und erläuterte ihr den reinsten Tabak, der nur eine Prise Traumessenz beinhalten würde. Was man da sah, wurde von den kürzlichen Erlebnissen geprägt.
Francis zog es vor, sich lieber dem hervorragenden Whisky zu widmen. Der Rest genoss den angenehmen Rauch, aber die phantasievollen Erscheinungen wurden langsam weniger. Ihnen fiel auf, dass Daphne immer wieder von der Bar zu ihnen speziell herüber sah. Ob sie etwas von den Jägern wollte?
Dann war die Pfeife leer und die Gläser ebenso. Daphne glitt wieder zu ihnen, ob es ihnen wohl gefallen hätte. Gerne würde sie sie wieder als Gäste haben. Die Gäste bedankten sich herzlich für die wunderbare Erfahrung, die das teure Geld gewisslich wert gewesen war. Und ob die Gäste denn noch weitere Fragen hätten?
Wie war das mit den Andromedusen. Ja, das wäre wohl eher ein nautisches Thema. Während das Seebein Francis noch grübelte, wie Daphne es gemeint haben mochte, war es dem Rest schon klar – alles deutete hin auf die Arena Nautica. Weiterhin empfahl sie die Jäger an die Monsterhäscher. Tatsächlich war es eine Gruppierung, die sich auf die Jagd nach Seemonstern spezialisiert hatte. Das Thema schien der Hausdame sehr nah zu gehen, aber sie versuchte es zu überspielen. Die Monsterhäscher wären zerlumpte Gestalten, ziemlich abgebrüht und mit schlechten Manieren. Ihr Domizil war eine kleine Bucht östlich der Stadt. Daphne warnte sie noch, dass deren Dienste nicht ganz günstig seien.
Der Zirkel der Mechanisten und ein Unfall
Am nächsten Morgen machten sie im Hafen einen Spaziergang. Leon bemerkte die Messingkörbe, die regelmäßig an den Hauswänden angebracht waren. Sie enthielten milchige Glasbälle. Eine Frau, mit dicker Glasbausteinbrille und in ein Lederkoller gekleidet, werkelte auf einer Leiter daran herum. Ein offener Werkzeugkoffer stand daneben. Die wohl wissenden Passanten machten einen weiten Bogen um die Frau.
Plötzlich gab es eine Explosion, alle wurden von einem gleißenden Licht geblendet. Der Messingkorb war schwer beschädigt, und die Frau lag am Boden. Aus dem geborstenen Glas kam weiß-gräulicher Rauch, und aus der Frau quoll aus mehreren tiefen Schnittwunden das Blut hervor. Leon zückte seine Mechanicus-Ausrüstung, die er immer trug und prüfte den Korb. Alice und der Rest kümmerten sich um die Verwundete. Glassplitter wurden vorsichtig entfernt aus Gesicht und Hals. Heilsalben aufgetragen und erste Verbände angelegt.
Leon untersuchte den Werkzeugkoffer mit Kennerblick. Ja, er war Sarbonik-artig. Eine Glasphiole interessierte ihn. Sie wirkte wie ein Heimzellenglas mit milchig-grünlicher Flüssigkeit. Er hielt das Fläschchen hoch, und die Flüssigkeit schwappte gemächlich. Da wurde ihm klar, dass Glas selbst war grünlich, und die Flüssigkeit selbst war irrisierend. Das passte nicht zum Heimzellenlicht – es sah nur so aus. Einstweilen legte er die Phiole zurück.
Während Alice gerade noch Verbände anlegte, kamen weitere Brillenträger hinzu zusammen mit einer Trage. Sie bedankten sich höflich bei den helfenden Jägern und stellten sich als „Zirkel der Mechanisten“ vor. Dann zogen sie aber kurz und knapp ab – mit der Verletzten und dem Werkzeugkoffer. Da konnte Leon nur noch sehnsüchtig hinterher sehen.
Die Arena Nautica
Jetzt am hellichten Vormittag zog es sie über den Dschungelhügel. Ein Trampelpfad führte hindurch. Und schon von der Hügelkuppe aus konnten sie die Arena erkennen. Auf dem nördlichen Sandstrand erhob sich zwanzig Meter in die Höhe eine runde Arena. Im Inneren konnten sie Stufenreihen an Sitzplätzen erkennen. Der Boden selbst war aber nicht erkennbar.
Als sie näher kamen, erkannten sie an der Konstruktion die gigantischen Knochen eines riesigen Seeungeheuers. Aufgefüllt war alles mit Schiffsteilen und Tauen. Überall gab es Schmuck in Form von Fischen oder gar Ungeheuern. Es gab zwei Tore, aber die waren verschlossen.
An einer Pforte prankte ein Aushang – „In zwei Tagen! Vorführung!“
Ein unerbetener Besuch aus dem Meer
Da hier am Strand ansonsten niemand war, machten sie sich zurück zur Stadt Charlotte Amalie. Kaum zurück im Hafengebiet und nahe dem „Papagei“, liefen ihnen schreiend Leute entgegen. Ein schreckliches Monstrum stieg aus dem Wasser und kletterte auf die Kaimauer. Es war gute drei Mann hoch und wohl ebenso breit und bestand aus Treibholz mit Tauen und Seetang verschlungen.
In seinem Innern leuchtete es grünlich. Krebse kletterten über die krude Konstruktion. Auf zwei stumpenhaften Beinen staksend zerstampfte es Fässer und Ruderboote. Dann trampelte es, knarzend und ächzend wie ein altersschwacher Kahn, auf die ersten Häuser zu.
Re: HeXXen II: Davy Jones‘ Kiste – bei Frank W. - Woche B
Der Treibholzkerl
Das war die Chance für den Tüftler Leon de Polignac, seine neu konstruierte Seelenlicht-Kanone anzuwerfen. Diese schmückte nun das metallene Konstrukt auf seinem rechten Arm. Die Apparatur begann zu leuchten und britzeln. Erst tat sich nichts. Dann schoss eine Lichtlanze auf das Monstrum aus Treibholz, und gleich darauf die Zweite. Das Treibholz schien zu explodieren, und der Stoß riss ein großes Loch in die Konstruktion. Zurück am Arm entwich ein grünlicher Dampf der Mechanik, die der Tüftler mit einem Pusten sichtlich zufrieden fortblies.
Amando trieb seine schlanke Klinge genau in das Loch, fand aber nur weitere Löcher. Besser war der Schlagwuchtschaden der Säbel von Francis und Alice. Aber nur so ein krudes Monster allein, das konnte ja nicht sein. Und prompt kletterten allerhand kleine Krabben die Kaimauer hinauf und klammerten und kneiften die Jäger. Das tat nicht wirklich weh. Schlimmer war der Wumms und Krach, mit dem sich der Treibholzkerl auf den armen Johanneus-Bruder stürzte. Das Glühen im Inneren der Holzkonstruktion wurde intensiver, und es sammelte abgefallene Holzstücke oder auch ein herumliegendes Fass auf. Schon wirkte es wieder wuchtiger.
Aus dem gaffenden Hafenpublikum löste sich ein rauer Geselle. Dem fahrenden Monsterhäscher machten alle sofort Platz. Sofort zückte er seinen Dolch und sezierte eine Krabbe nach der anderen von der Säbel rasselnden Alice – offenkundig ja eine Dame in distress. „Keine Sorge!“ Sein Kennerblick erkannte, dass hier kein Gift half, vielleicht ja ein wenig Feuer. Die Krabben wurden nach und nach von den Jägern zertreten, und die letzten rief Alice lautstark zu sich. Da fiel es kaum auf, dass sie auch mit schriller Stimme einen kleinen Schwarm Möwen zu sich zitierte. Die schnappten sich dann jeder mit scharfem Schnabel eine Krabbe und flatterten wieder fort.
Leon zog fluchend die kleine Pistole. Für die größere Feuerkraft stand einfach Amando im Weg. Der kam aber auch alleine nicht fort. Der Treibholzkerl hatte einen Narren an ihm gefressen – oder versuchte es zumindest. Der Johanneus-Bruder bezog eine gehörige Tracht Prügel und konnte doch den meisten Treffern ausweichen. Also mussten weiter die breiten Klingen sprechen. Amandos Degen oder auch die Armbrust des Monsterhäschers waren bei weitem nicht so effektiv. So schien es, wurde doch das Leuchten im Treibholz etwas weniger, und das Monstrum auch kleiner.
Aber der Treibholzkerl hatte noch mehr auf dem Kerbholz. Er drehte sich nun um die eigene Achse und schleuderte Holzsplitter auf die Jäger. Das war verdammt schmerzhaft. Der Monsterhäscher setzte nun seinen Dolch in Flammen, was auch das langsam trocknende Treibholz ein wenig in Brand setzte. Schließlich war es an Leon, eine Finte einzusetzen. Tänzelnd rempelte er den Treibholzkerl ab, der nun von Amando abließ und sich zum Tüftler wandte. Aber schon löste er sich in eine sichere Entfernung und setzte erneut seine Seelenlichtkanone ein. Mitten im Treibholz leuchtete es mit einem Male grell auf, und der überdimensionale Treibholzkerl explodierte.
Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber die Jäger hatten wieder eine Lektion gelernt. Doch, wo waren denn Inamocu und Neo Nganga? Die beiden Karibianer waren nicht mehr aufzufinden. Dafür stand nun der wortkarge Monsterhäscher, der die Truppe der „Prosperity“ schief ansah.
Das war die Chance für den Tüftler Leon de Polignac, seine neu konstruierte Seelenlicht-Kanone anzuwerfen. Diese schmückte nun das metallene Konstrukt auf seinem rechten Arm. Die Apparatur begann zu leuchten und britzeln. Erst tat sich nichts. Dann schoss eine Lichtlanze auf das Monstrum aus Treibholz, und gleich darauf die Zweite. Das Treibholz schien zu explodieren, und der Stoß riss ein großes Loch in die Konstruktion. Zurück am Arm entwich ein grünlicher Dampf der Mechanik, die der Tüftler mit einem Pusten sichtlich zufrieden fortblies.
Amando trieb seine schlanke Klinge genau in das Loch, fand aber nur weitere Löcher. Besser war der Schlagwuchtschaden der Säbel von Francis und Alice. Aber nur so ein krudes Monster allein, das konnte ja nicht sein. Und prompt kletterten allerhand kleine Krabben die Kaimauer hinauf und klammerten und kneiften die Jäger. Das tat nicht wirklich weh. Schlimmer war der Wumms und Krach, mit dem sich der Treibholzkerl auf den armen Johanneus-Bruder stürzte. Das Glühen im Inneren der Holzkonstruktion wurde intensiver, und es sammelte abgefallene Holzstücke oder auch ein herumliegendes Fass auf. Schon wirkte es wieder wuchtiger.
Aus dem gaffenden Hafenpublikum löste sich ein rauer Geselle. Dem fahrenden Monsterhäscher machten alle sofort Platz. Sofort zückte er seinen Dolch und sezierte eine Krabbe nach der anderen von der Säbel rasselnden Alice – offenkundig ja eine Dame in distress. „Keine Sorge!“ Sein Kennerblick erkannte, dass hier kein Gift half, vielleicht ja ein wenig Feuer. Die Krabben wurden nach und nach von den Jägern zertreten, und die letzten rief Alice lautstark zu sich. Da fiel es kaum auf, dass sie auch mit schriller Stimme einen kleinen Schwarm Möwen zu sich zitierte. Die schnappten sich dann jeder mit scharfem Schnabel eine Krabbe und flatterten wieder fort.
Leon zog fluchend die kleine Pistole. Für die größere Feuerkraft stand einfach Amando im Weg. Der kam aber auch alleine nicht fort. Der Treibholzkerl hatte einen Narren an ihm gefressen – oder versuchte es zumindest. Der Johanneus-Bruder bezog eine gehörige Tracht Prügel und konnte doch den meisten Treffern ausweichen. Also mussten weiter die breiten Klingen sprechen. Amandos Degen oder auch die Armbrust des Monsterhäschers waren bei weitem nicht so effektiv. So schien es, wurde doch das Leuchten im Treibholz etwas weniger, und das Monstrum auch kleiner.
Aber der Treibholzkerl hatte noch mehr auf dem Kerbholz. Er drehte sich nun um die eigene Achse und schleuderte Holzsplitter auf die Jäger. Das war verdammt schmerzhaft. Der Monsterhäscher setzte nun seinen Dolch in Flammen, was auch das langsam trocknende Treibholz ein wenig in Brand setzte. Schließlich war es an Leon, eine Finte einzusetzen. Tänzelnd rempelte er den Treibholzkerl ab, der nun von Amando abließ und sich zum Tüftler wandte. Aber schon löste er sich in eine sichere Entfernung und setzte erneut seine Seelenlichtkanone ein. Mitten im Treibholz leuchtete es mit einem Male grell auf, und der überdimensionale Treibholzkerl explodierte.
Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, aber die Jäger hatten wieder eine Lektion gelernt. Doch, wo waren denn Inamocu und Neo Nganga? Die beiden Karibianer waren nicht mehr aufzufinden. Dafür stand nun der wortkarge Monsterhäscher, der die Truppe der „Prosperity“ schief ansah.
Re: HeXXen II: Davy Jones‘ Kiste – bei Frank W. - Woche B
Der Monsterhäscher
Da stand nun dieser leicht zerlumpt aussehende Kämpfer vor ihnen, ein Monsterhäscher. Jan nannte er sich, genauer Johan von der Grinten aus Limburg, dem letzten Rest der Niederlande, der nicht von der Nordsee überrollt worden war. Er war erst kürzlich von einer Reise zurückgekommen. Die Jäger plauderten mit ihm, er schien ganz verständig zu sein. Und jemand, der sich mit Monstern und Seemannsgarn auskannte, den konnten sie gut gebrauchen.
Derweil untersuchte Diego die Überreste des großen Treibholzkerls und fand das Herzstück, einige Stücke brackiges Holz, aus dem grünlicher Rauch aufstieg. Er nutzte seine Ausrüstung, um die wertvollen Teile zu sichern. Später wollte er sein tragbares Labor verwenden, um die „Göttliche Essenz“ daraus zu destillieren. Damit konnte man besondere Öle veredeln, auf dass sie besser wirkten.
Da die Mittagssonne in der Stadt Charlotte Amalie doch zu sehr stach, begab man sich gemeinsam in eine Taverne auf einen guten Rum oder Grob. Die Besatzung der „Prosperity“ tischte Jan nach und nach ihre Geschichte auf, die nach und nach immer unglaubwürdiger klang. Allein, es schien sich um eine gute Monsterhatz zu handeln. Also sprach Jan: „Ok, ich komme mit und schaue mir das einmal an…“
Immerhin kannte Jan wen von den Monsterhäschern hier auf St. Thomas, die sich mit Andromedusen auskannte. Da gab es eine kleine Bucht gute zwanzig Minuten östlich der Stadt. Diego nahm diesmal Toni, die Bukanierin aus Hispaniola mit. Die Jäger vermuteten Ärger im Dschungel.
Die Monsterhäscher
Die Bucht war schnell erreicht. Dort lagen mehrere Schiffe vor Anker, unter anderem eine Brigantine. Am sandigen Ufer standen mehrere Hausbaracken, oft auf sicheren Pfählen errichtet. Auffällig war ein großes, weiß getünchtes Haus, welches mit Monsterüberresten dekoriert war.
Dort saß auf einem Schaukelstuhl Marisa di Laurenzio, eine Mechanikerin wie Leon, aber keine wirkliche Tüftlerin. Sie begrüße Jan und lud die Gesellschaft nach drinnen in die Schenke ein. Dort hockte in einer Ecke Sergio, ein blasser Mann mit schütterem Haar. Er erhob sich bei ihrem Eintritt mit schmerzhaftem Gesichtsausdruck und humpelte an einem Stock. Dem Vernehmen nach war er vor kurzen von Riffhaien angegriffen worden, es war ein Tauchgang mit Alptraumwasser gewesen. Alptraumwasser, so erfuhren sie, wurde aus Abyssol hergestellt. Man konnte so nicht nur unter Wasser atmen, sondern war auch gegen Kälte und Druck gefeit. Nun ja, einige Nebenwirkungen gab es dann doch. Den Jägern wurden einige Dosen Alptraumwasser angeboten – je 20 Golddublonen – sowie die passende tragbare Ausrüstung – je 100 Golddublonen. Sie wollten es sich noch überlegen, aber schaden konnte das nicht. Ansonsten konnte hier nur Zwölf-Messer-Joe etwas liefern.
Neben der Thekenausstattung waren hier im Raum Kisten gestapelt. Eine jede war mit einem Symbol verziert – einem Dreieck mit jeweils einem Kreis an den Ecken.
Die Geschichte von Scavy
Die Andromedusen? Seltsam, da hatte doch vor Wochen – es war so im April gewesen – die kleine Scavy nachgefragt. Und jetzt war es Anfang Juni. Marisa wusste zu berichten, dass die Arena Nautica von „den Tiefen“, wie die elfischen Andromedusen auch genannt wurden, geleitet wurde. Die kleine Scavy hatte sie damals dort aufgesucht und einen Deal gemacht. Wenige Nächte später kam es zu einem Stelldichein an einem abgelegenen Strand. Die Andromedusen hatten eine Kiste dabei. ES war eine Art Seekiste oder Koffertruhe die mit Seepocken übersäht war. Die Monsterhäscher waren Scavy zur Sicherheit gefolgt und hatten so aus der Deckung beobachten können, wie Scavy die Truhe geöffnet hatte.
Aber dann sei großes Chaos ausgebrochen. Denn nun waren plötzlich auch Schergen der Herrscherfamilie Ottearmet aufgetaucht sowie Piraten. Es kam zum Kampf. Die Piraten hatten sich Scavy geschnappt und auf einem Ruderboot entführt. Die Monsterhäscher mussten sich zurückziehen. Und übrig blieb die ominöse Seekiste. Wer die nun letztendlich mitgenommen hatte, wusste Marisa nicht.
Scavy beschrieb sie als aufgedrehte junge Göre mit roten Haaren, vielleicht 18 Jahre alt. Sie konnte sich recht gut verständigen, aber eine Kämpferin war sie nicht gewesen. Daher hatte Marisa auch den Beschützerinstinkt am nächtlichen Strand gehabt.
Die Piraten, so erinnerte sich Marisa gehörten zum Kapitän Raimond de Loup. Der gehörte der „Bruderschaft der Küste“ an, die in Port Royal auf Jamaica ansässig war Dort residierte der Piratenkönig Francis Smith, und der war wiederum spinnefeind mit den Piraten von Tortuga unter Maria Ojeda.
Marisa warnte sie auch vor den Ottearmet. Die Herrscherfamilie residierte schon eine Weile auf einer kleinen, vorgelagerten Insel. Diese war grob achteckig und inzwischen eine ziemliche Einöde bei all dem Dschungel auf St. Thomas. Was die Dänen da trieben, wusste die Monsterhäscherin nicht, aber sie waren ihre unheimlich.
Zur Arena Nautica wusste Marisa zu berichten, dass diese von den Andromedusen im Hintergrund organisiert wurde. Dort fanden Kämpfe statt, Mensch gegen Mensch, Mensch gegen Seegetier oder Monster. Und auch Monster gegen Monster. Viele Kämpfe der zweiten Sorte waren eher unfreiwillig. Aber ab und an gab es auch einen mutigen Kämpfer, der sich beweisen wollte. Dabei wurde mit großem Einsatz gewettet.
Einen Nachsatz gab es noch zur Strandgeschichte. Hier vermutete die Monsterhäscherin, dass Scavy sich zwar die Truhe angesehen hatte, aber die Andromedusen waren noch nicht bezahlt worden. Letzten Endes gab es drei Parteien, die die Seepockenkiste besitzen könnten:
1. Die Andromedusen – und die müssten in jedem Fall wissen, wer die Kiste hatte
2. Die Schergen der Ottearmet – die vermutlich von Scavy über den Strand erfahren hatten
3. Die Piraten von Raimond de Loup – augenfällig war hier, dass die sich rein nur für Scavy interessiert hatten.
Da stand nun dieser leicht zerlumpt aussehende Kämpfer vor ihnen, ein Monsterhäscher. Jan nannte er sich, genauer Johan von der Grinten aus Limburg, dem letzten Rest der Niederlande, der nicht von der Nordsee überrollt worden war. Er war erst kürzlich von einer Reise zurückgekommen. Die Jäger plauderten mit ihm, er schien ganz verständig zu sein. Und jemand, der sich mit Monstern und Seemannsgarn auskannte, den konnten sie gut gebrauchen.
Derweil untersuchte Diego die Überreste des großen Treibholzkerls und fand das Herzstück, einige Stücke brackiges Holz, aus dem grünlicher Rauch aufstieg. Er nutzte seine Ausrüstung, um die wertvollen Teile zu sichern. Später wollte er sein tragbares Labor verwenden, um die „Göttliche Essenz“ daraus zu destillieren. Damit konnte man besondere Öle veredeln, auf dass sie besser wirkten.
Da die Mittagssonne in der Stadt Charlotte Amalie doch zu sehr stach, begab man sich gemeinsam in eine Taverne auf einen guten Rum oder Grob. Die Besatzung der „Prosperity“ tischte Jan nach und nach ihre Geschichte auf, die nach und nach immer unglaubwürdiger klang. Allein, es schien sich um eine gute Monsterhatz zu handeln. Also sprach Jan: „Ok, ich komme mit und schaue mir das einmal an…“
Immerhin kannte Jan wen von den Monsterhäschern hier auf St. Thomas, die sich mit Andromedusen auskannte. Da gab es eine kleine Bucht gute zwanzig Minuten östlich der Stadt. Diego nahm diesmal Toni, die Bukanierin aus Hispaniola mit. Die Jäger vermuteten Ärger im Dschungel.
Die Monsterhäscher
Die Bucht war schnell erreicht. Dort lagen mehrere Schiffe vor Anker, unter anderem eine Brigantine. Am sandigen Ufer standen mehrere Hausbaracken, oft auf sicheren Pfählen errichtet. Auffällig war ein großes, weiß getünchtes Haus, welches mit Monsterüberresten dekoriert war.
Dort saß auf einem Schaukelstuhl Marisa di Laurenzio, eine Mechanikerin wie Leon, aber keine wirkliche Tüftlerin. Sie begrüße Jan und lud die Gesellschaft nach drinnen in die Schenke ein. Dort hockte in einer Ecke Sergio, ein blasser Mann mit schütterem Haar. Er erhob sich bei ihrem Eintritt mit schmerzhaftem Gesichtsausdruck und humpelte an einem Stock. Dem Vernehmen nach war er vor kurzen von Riffhaien angegriffen worden, es war ein Tauchgang mit Alptraumwasser gewesen. Alptraumwasser, so erfuhren sie, wurde aus Abyssol hergestellt. Man konnte so nicht nur unter Wasser atmen, sondern war auch gegen Kälte und Druck gefeit. Nun ja, einige Nebenwirkungen gab es dann doch. Den Jägern wurden einige Dosen Alptraumwasser angeboten – je 20 Golddublonen – sowie die passende tragbare Ausrüstung – je 100 Golddublonen. Sie wollten es sich noch überlegen, aber schaden konnte das nicht. Ansonsten konnte hier nur Zwölf-Messer-Joe etwas liefern.
Neben der Thekenausstattung waren hier im Raum Kisten gestapelt. Eine jede war mit einem Symbol verziert – einem Dreieck mit jeweils einem Kreis an den Ecken.
Die Geschichte von Scavy
Die Andromedusen? Seltsam, da hatte doch vor Wochen – es war so im April gewesen – die kleine Scavy nachgefragt. Und jetzt war es Anfang Juni. Marisa wusste zu berichten, dass die Arena Nautica von „den Tiefen“, wie die elfischen Andromedusen auch genannt wurden, geleitet wurde. Die kleine Scavy hatte sie damals dort aufgesucht und einen Deal gemacht. Wenige Nächte später kam es zu einem Stelldichein an einem abgelegenen Strand. Die Andromedusen hatten eine Kiste dabei. ES war eine Art Seekiste oder Koffertruhe die mit Seepocken übersäht war. Die Monsterhäscher waren Scavy zur Sicherheit gefolgt und hatten so aus der Deckung beobachten können, wie Scavy die Truhe geöffnet hatte.
Aber dann sei großes Chaos ausgebrochen. Denn nun waren plötzlich auch Schergen der Herrscherfamilie Ottearmet aufgetaucht sowie Piraten. Es kam zum Kampf. Die Piraten hatten sich Scavy geschnappt und auf einem Ruderboot entführt. Die Monsterhäscher mussten sich zurückziehen. Und übrig blieb die ominöse Seekiste. Wer die nun letztendlich mitgenommen hatte, wusste Marisa nicht.
Scavy beschrieb sie als aufgedrehte junge Göre mit roten Haaren, vielleicht 18 Jahre alt. Sie konnte sich recht gut verständigen, aber eine Kämpferin war sie nicht gewesen. Daher hatte Marisa auch den Beschützerinstinkt am nächtlichen Strand gehabt.
Die Piraten, so erinnerte sich Marisa gehörten zum Kapitän Raimond de Loup. Der gehörte der „Bruderschaft der Küste“ an, die in Port Royal auf Jamaica ansässig war Dort residierte der Piratenkönig Francis Smith, und der war wiederum spinnefeind mit den Piraten von Tortuga unter Maria Ojeda.
Marisa warnte sie auch vor den Ottearmet. Die Herrscherfamilie residierte schon eine Weile auf einer kleinen, vorgelagerten Insel. Diese war grob achteckig und inzwischen eine ziemliche Einöde bei all dem Dschungel auf St. Thomas. Was die Dänen da trieben, wusste die Monsterhäscherin nicht, aber sie waren ihre unheimlich.
Zur Arena Nautica wusste Marisa zu berichten, dass diese von den Andromedusen im Hintergrund organisiert wurde. Dort fanden Kämpfe statt, Mensch gegen Mensch, Mensch gegen Seegetier oder Monster. Und auch Monster gegen Monster. Viele Kämpfe der zweiten Sorte waren eher unfreiwillig. Aber ab und an gab es auch einen mutigen Kämpfer, der sich beweisen wollte. Dabei wurde mit großem Einsatz gewettet.
Einen Nachsatz gab es noch zur Strandgeschichte. Hier vermutete die Monsterhäscherin, dass Scavy sich zwar die Truhe angesehen hatte, aber die Andromedusen waren noch nicht bezahlt worden. Letzten Endes gab es drei Parteien, die die Seepockenkiste besitzen könnten:
1. Die Andromedusen – und die müssten in jedem Fall wissen, wer die Kiste hatte
2. Die Schergen der Ottearmet – die vermutlich von Scavy über den Strand erfahren hatten
3. Die Piraten von Raimond de Loup – augenfällig war hier, dass die sich rein nur für Scavy interessiert hatten.